Diese Band muss man einfach lieben. Mit „Kitchen Sunrise“ hat Niedersachsen in diesem Jahr ein absolut harmonisches Quartett nach Schloss Hundisburg entsandt. Die vier Musiker:innen begeisterten (nicht nur) mit ihren Gesängen. Damit machten sie den ausgewählten Kreis von insgesamt elf Acts komplett, die ihre Musik auf Bundesebene von Deutschlands größtem Non Profit-Musikpreis präsentieren durften.
Im Rahmen der Bundesfinaltage nahmen sie an ausgiebigen Dreharbeiten, Songaufnahmen und Workshops teil. Diesen folgt in diesem Jahr erstmals eine glanzvolle Preisverleihung am 23. November in der Viehbörse in Magdeburg. Im Rahmen dieser Gala wird nicht nur der „Beste Newcomer-Act Deutschlands 2024“ gekürt, sondern auch bekanntgegeben, wer in einer der anderen sechs Kategorien punkten konnte.
Ben, Luco, Sarah und Vincent hinterließen definitiv einen bleibenden Eindruck beim local heroes-Bundesfinale 2024. „Diese Spielfreude, megageil! Es hat richtig Spaß gemacht, ihnen zuzusehen“, freute sich zum Beispiel local heroes-Juror Pablo Christlein über ihren abendlichen Auftritt in der Scheune von Schloss Hundisburg. Sein Urteil als Profi: „Die Gesänge harmonieren super miteinander. Das sind die stärksten Momente.“
Auch sein Kollege, der Musikjournalist Martin Hommel zeigte sich beeindruckt. „Sie sind toll zusammen – vor allem, wenn sie zusammensingen.“ Und Jurorin Senta-Sofia Delliponti ergänzt: „Sie sind musikalisch schön ‚tight‘.“ Vor allem Kontrabassistin Sarah blieb bei ihr hängen.
Dass diese Truppe eine feste Einheit ist, kommt nicht von ungefähr. Seit Anfang 2023 sind sie eine echte „Musizierenden-WG“, die es geschafft hat, Leben und Kunst miteinander und auch nebeneinander wachsen zu lassen. Natürlich ist das eine Herausforderung. Schließlich gilt es, aus individuellen musikalischen Vorlieben ein „schlüssiges Bild“ zu schaffen. Da trifft zum Beispiel Funk und Blues auf progressiven Metal und Jazz, Metalcore auf Folk und Alternative.
Auf der anderen Seite ist es ihnen wichtig, das Privat- und WG-Leben „nicht zu stark zu vermischen“. Bislang scheint das „Kitchen Sunrise“ bestens zu gelingen. Ihr selbsternannter „Indie Soft-Rock“ kommt verspielt, charmant und voll-akustisch daher. Mit Sarah am Kontrabass setzen sie dem Ganzen ihr i-Tüpfelchen auf. In ihrer Musik geht es ihnen vor allem um „Hoffnung, Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und den freien Ausdruck tiefer Gefühle“, erklären sie.
local heroes – ein Gefühl der Gemeinschaft
Das ist auch der Grund, warum sie sich für eine Teilnahme bei local heroes entschieden haben. Sie wollten lernen, „coole Connections“ knüpfen und die „vielfältigen Erfahrungen, die drumherum passieren“ aufnehmen. „Wir feiern auch die anderen Bands und lieben es, mit ihnen zu jammen.“ Dazu gab es nicht nur auf Schloss Hundisburg ausreichend Gelegenheit.
„Das Gefühl der Gemeinschaft im Landesfinale Niedersachsen in Hannover“, gehöre zu einem ihrer bisherigen Highlights als Künstler:innen, erzählen sie. „Sowohl in der Band das euphorische Gefühl auf der Bühne und erst recht bei der Preisverleihung als auch die Erkenntnis, wie toll die eigene Community (Familie, Fans, Freunde, Netzwerk) um die Band ist, die die vollstmögliche Unterstützung geliefert hat“, bleiben ihnen wohl noch lange im Gedächtnis. „Als Band, die in der Jamkultur Niedersachsens gewachsen ist, fühlen wir uns geehrt, die vielfältige junge Musikszene repräsentieren zu dürfen.“
Während ihrer Reise bei local heroes habe die „ganze Band intensive, neue und definitiv professionellere Erfahrungen“ machen dürfen. Angefangen beim Bandcamp der LAG Rock in Niedersachsen, über ihre Zeit auf Tour, die sie nach dem Landesfinale bis nach Österreich führte, bis hin zur Studioarbeit und schlussendlich die Dreharbeiten auf Schloss Hundisburg. Dort stellte sich für sie ein ähnliches Gefühl ein wie bei den anderen Finalist:innen: „Klassenfahrt“!
„Wir hatten das Glück, mit den intensivsten Programmpunkten schnell fertig zu sein, wodurch wir den Rest unseres Aufenthaltes dafür nutzen konnten, mit den anderen Bands, Coaches und der Crew zu connecten und von ihren Erfahrungen zu profitieren. Und natürlich zu Jammen, Musik zu machen und als Band Zeit miteinander zu verbringen“, fassen sie ihre Bundesfinal-Tage zusammen und zeigen sich dankbar. „Wir sind der Meinung, schon viel von local heroes profitiert zu haben. Wir hoffen, auch längerfristig die Kontakte, die wir über die Zeit geknüpft haben, aufrecht halten zu können.“
Niedersachsen glänzt mit diverser Musikszene
Wer weiß, vielleicht zieht es die anderen Teilnehmenden auch mal Richtung Niedersachsen. Denn „Kitchen Sunrise“ schwärmen von der Musiklandschaft in ihrer Heimat. „Die Musikszene in Niedersachsen ist für uns stark geprägt von Jam Sessions, Open Stages und sonstigen Orten, an denen man auf Musiker:innen aus allen Stilrichtungen unabhängig von Alter und Erfahrungslevel trifft“, beschreiben sie die inspirierende Umgebung, in der sie Musik machen. „Dadurch ist sie sehr divers und das ist gut so.“ Die Unterstützung der LAG Rock und die von ihnen organisierten Coachings seien bislang eine große Hilfe gewesen.
Dazu komme die eigene Community, die sogar bis nach Schloss Hundisburg gekommen sei, um dort nicht nur sie, sondern auch alle anderen Bands zu unterstützen. Eine Sache fehle ihnen persönlich aber doch: „Eine simple und verlässliche Quelle mit Informationen über die bürokratischen Aspekte des Musizierens.“ Dass es diese bislang nicht gebe, sorge dafür, dass „kleine Nebenaufgaben“, wie das Schreiben von Rechnungen, zu zeitfressenden Prozessen würden. Was sehr gut liefe, seien allerdings Dinge, wie die Auftrittsförderungen der LAG Rock, die letztlich dafür gesorgt hätten, dass Musizierende besser für ihre Auftritte bezahlt würden.
Und was steht nach local heroes für „Kitchen Sunrise“ an? Im Frühjahr 2025 möchten sie ihre erste EP veröffentlichen. Zudem arbeiten sie schon jetzt auf Festival- und Support-Gigs für den kommenden Sommer hin. Ben wird sein Studium in Hannover aufnehmen. Auch diese Zeit wird neue Herausforderungen und „strukturelle Veränderungen“ mit sich bringen. Sie haben jedoch bereits eine Vorstellung davon, was es heutzutage braucht, um als Musikprojekt langfristig bestehen zu können.
„Ein sehr gutes Marketing und sehr saubere und effiziente Social-Media-Organisation“, sind sie überzeugt. Man müsse spontan auf Trends reagieren können und ein musikalisches Alleinstellungsmerkmal mitbringen. Ein Musikprojekt müsse sich ihres Erachtens selbst klar und spezifisch definieren und diese authentische Bandpersönlichkeit wiederum müsse auf den modernen Kanälen präsentiert werden. „Für uns enorm wichtig ist dabei eine sinnvolle Aufgabenteilung.“ Gleichzeitig wünschen sie sich jedoch, „dass Qualität und Emotionen wieder mehr Gewicht bekommen und dass die freie Szene nicht nur förderungsbasiert“ existieren könne.
local heroes-Bundesfinale: Was für tolle Talente
Damit sprechen sie wohl allen Beteiligten bei local heroes aus der Seele – auch Jurorin Senta-Sofia Delliponti. Für die Sängerin, Musicaldarstellerin und Schauspielerin war das local heroes-Bundesfinale 2024 „wunderschön und bewusstseinserweiternd“. Gemeinsam mit ihren Kolleg:innen habe sie „tolle Talente gesehen“. Als Jury vor Ort versuchten sie immer, supportive zu agieren, wirklich zu unterstützen und konstruktive Kritik zu geben, die die Artists weiterbringe. Mit diesem Prinzip blicken sie auch auf die große Preisverleihung der local heroes am 23. November.
„In der Entscheidungsfindung betrachten wir die Acts individuell. Man kann und sollte sie gar nicht miteinander vergleichen.“ Musiker, Musikphysiologe und Songwriter Pablo Christlein stimmt ihrem Gesamteindruck zu: „Was für ein Glück hatten wir mit den Bands! Was für ein Glück haben wir immer mit der Crew. Es ist eine absolute Ehre und eine Riesenfreude hier zu sein.“ Das Bundesfinale sei einfach besonders. „Es ist eine irre Location. Es gibt unfassbar krasse ehrenamtliche Helfer. Man wird hier umsorgt und darf Musik anhören und machen.“
Musikjournalist Martin Hommel, der erstmals mit von der Partie war, scheint nun ebenfalls vom „local heroes-Virus“ infiziert. Die Zeit auf dem Schloss sei für ihn außergewöhnlich gewesen: „Obwohl wir uns natürlich im weitesten Sinne im Musikbusiness bewegen, fühlt sich das gar nicht an wie das eigentliche Musikbusiness, wie man es kennt.“ Alle seien viel freundlicher und offener. Er habe es als überaus positiv und inspirierend empfunden, dass es auch so sein könne. Und: „Dass man den jungen Künstler:innen im weitesten Sinne mitgeben kann, dass es so auch funktionieren kann.“
Gut ergangen ist es offenbar auch den beiden Coaches. „Es waren sehr unterschiedliche Stadien dabei, in denen die Finalist:innen sich befinden“, so der Eindruck von Coach Felix Mannherz. Der Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger freute sich über die abwechslungsreiche Aufgabe. Manche der Acts berieten er und sein Kollege, der Sänger und Songwriter David Pfeffer, mit der Perspektive, auch beruflich Musik zu machen, andere mit dem Anspruch, das nur aus einer Leidenschaft heraus zu tun.
Baldiges Wiedersehen bei der Preisverleihung
Er betont: „Die Strategie ist nicht für jede Band dieselbe.“ Die Problematiken, die sie den Musiker:innen aufzeigen, seien diesen oft schon bewusst, ergänzt David Pfeffer. „Häufig merken wir schon im Bundesfinale, welche Acts einen anderen Drive mitbringen.“ Genau diese seien es, die einige Jahre später auf einem höheren, professionellen Niveau zu sehen sein würden.
Bereits am 23. November kommt es zum Wiedersehen zwischen Artists, Coaches, Jury und local heroes-Team bei der großen Preisverleihungsgala in der Viehbörse in Magdeburg. „Die Sieger:innen werden im Anschluss an die Preisverleihung medienwirksam verkündet“, erläutert local heroes-Geschäftsführerin Julia Sasse. „Sie erwarten Preise in Höhe von rund 10.000 Euro.“ Die Entscheidung obliegt, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das parallel zur Online-Abstimmung aufgefordert werde und über einen eigenen Publikumspreis entscheide. Der Preis ist dotiert mit einem Gutschein über 500 Euro, gestiftet vom Musikhaus Thomann.
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