Landeswettbewerb Sachsen: Pop und Punk vor tollem Publikum

Alljährlich werden beim Bandclash goes local heroes die besten Schüler-Combos Sachsens gesucht. Nach dem Regionalausscheid darf sich nun auch ein Trio aus Chemnitz auf einen Auftritt in Leipzig freuen.


Den allerersten Preis beim Regionalfinale des Wettbewerbs sächsischer Schülerbands hatte sich das Publikum im Südbahnhof verdient. Es widerstand den nur mittel-originellen Moderationsversuchen á la "Hallo Chemnitz, seid ihr alle da?" tapfer und beifallslos, freute sich stattdessen auf die Musik der sechs Bands, die von den Veranstaltern hervorragend ins Licht gesetzt wurden und von denen sich am Ende nach Publikums- und Jury-Entscheid drei fürs Finale im März in Leipzig qualifizierten.

Dieses Glück hatte das Erik Moilanen Ensemble aus Oelsnitz/Erzgebirge nicht, das seinen Namen einem finnischen Telefonbuch entlehnte und melodisch-engagierten, gefälligen Indie-Pop spielte. Auch Back To Base X aus Reichenbach schafften es nicht, obwohl ihr Slow-Motion-Punk mit herrlich gelangweiltem Bassisten und lockeren Gitarrenriffs nicht so sehr auf die "Gefällt mir"-Taste als auf den eigenen Spaß aus war. Auch Familie Winter aus Burgstädt, die einzige Band mit weiblicher Gesangs-Beteiligung, schaffte es mit ihrem leichtgängigen Pop-Punk nicht nach Leipzig, trotz engagierter Texte.

Mehr Glück - und vor allem die Mehrheit der etwa 400 Gäste an ihrer Seite - hatten Out Of Date aus Hohenstein-Ernstthal. Die Indie-Popper waren sympathisch, kommunikativ, beweglich und ein Publikumsmagnet. Das hatten sie mit dem Elektro-Trio Godstep aus Chemnitz gemeinsam. Die drei Jungs zeigten sich originell, experimentierfreudig und zeitgemäß an ihren Computern, peppten den Sound von der Festplatte mit einigen Live-Kunststücken auf und durften sich zu Recht über die Sondereinladung durch Moderator Hauke von Grimm nach Leipzig freuen, wo sie als Vorband starten sollen.

Den Preis der Jury holte sich Watch Myself Sleep aus Aue. Die Jungs haben sich sicher nicht beim Schlafen beobachtet, als ihre eigene Musik lief. Die ist laut, ohne extrem aggressiv zu sein, mischt Death Metal, Hardcore, simple Riffs und sogar etwas Humor mit den genretypischen Posen - und das mit einer gewissen erzgebirgischen Hartnäckigkeit, die die Jury wohl letztlich überzeugt hat. Die beriet relativ lange, während die Chemnitzer Band Might Sink Ships die gespannten Schüler-Musiker samt Anhang mit ausgereift lockerem Indie-Pop unterhielt, der Lust auf mehr machte.

Insgesamt zeigte der aktuelle Jahrgang der Schülerbands, dass sie alle ihre Instrumente gut beherrschen, oft auch schon einige Zeit zusammen spielen, sodass ihnen das Lampenfieber kaum anzumerken ist. Ein rebellischer Akt ist die Popmusik dagegen kaum noch. Die Eltern sind selbst alle mit dem Rock'n' Roll aufgewachsen - mit Bands, die die härtesten, schnellsten, aggressivsten, lautesten oder auch die sanftesten sein wollten. Die meisten Nischen sind besetzt, Popkultur ist akzeptiert. Das macht es den jungen Bands nicht gerade leichter.

erschienen am 20.01.2014 ( Von Matthias Zwarg )

Quelle: http://www.freiepresse.de/LOKALES/CHEMNITZ/Pop-und-Punk-vor-tollem-Publikum-artikel8678293.php