Bad Punchline: Wir machen Musik für Musik-Nerds

13 Jahre Bühnenerfahrung, mehrere Touren durch das europäische Ausland und Auftritte als Support-Act internationaler Künstlerinnen und Künstler: Bad Punchline haben eine spannende Band-Biografie vorzuweisen.


Seit neuestem sind Andi (Vocals, Gitarre, Klavier) und Hausen (Schlagzeug, Vocals) als Duo unterwegs, haben ein neues Album veröffentlicht und es nun auf den Einzug ins Bundesfinale der local heroes abgesehen.

Im diesjährigen local heroes-Landesfinale seid ihr vermutlich die Band mit der größten Bühnen- und Bandcontest-Erfahrung. Woher kommt der Hunger, es in diesem Jahr bei den local heroes noch mal wissen zu wollen?

Andi: Wir wollten uns in der Region wieder etwas mehr präsentieren – da kommt uns der local heroes-Contest als Auftrittsmöglichkeit gerade recht. In den letzten Jahren war es etwas ruhiger bei uns, weil uns ein Bandmitglied verlassen hat und wir recht lang an unserem neuen Album gearbeitet haben.

Was gefällt euch an Bandcontests? Wovon konntet ihr bei euren bisherigen Teilnahmen an Wettbewerben am meisten profitieren?

Andi: Auch wenn wir ja nicht mehr so jung sind, finden wir die Förderung junger Bands extrem wichtig. Musik-Contests sind eine tolle Möglichkeit, Erfahrung zu sammeln, gerade weil die Wettbewerbe meist sehr professionell aufgezogen sind. Das ist bei selbstorganisierten Konzerten ja eher nicht der Fall.

Du hast gerade schon angesprochen, dass ihr eine längere Pause hinter euch habt. Inwiefern hat sich die Auszeit auf euren Musikstil ausgewirkt?

Andi: Musikalisch schlagen wir zwei übrig gebliebenen Band-Mitglieder viel mehr in eine klare Richtung. Dadurch treiben wir unsere Musik bis zum Exzess und feilen deutlich mehr an einzelnen Passagen, als es früher der Fall war. Unsere Songs sind heute deutlich progressiver. Natürlich haben wir auch Stücke dabei, die catchy sind und ins Ohr gehen. Aber sicher werden einige unserer neuen Sachen das breite Publikum nicht so sehr ansprechen, sondern sich eher an andere Musiker oder Musik-Nerds richten. Darüber hinaus legen wir inzwischen auch verstärkt Wert auf eine ausgefeilte Bühnenshow. Dafür erarbeiten wir richtige Konzepte.

Nicht nur eure Shows wirken wie Gesamtkunstwerke. Auch eure Inszenierung im Internet hört nicht bei der Musik auf, gerade wenn ich an eure Pressefotos denke…

Andi: Ja, auf jeden Fall. Im Prinzip sind wir als Band ja ein Produkt. Je authentischer und facettenreicher das ausgearbeitet ist, desto besser. Mit ausgefallenen Pressefotos können wir uns beispielsweise von anderen Bands abheben.

Euer neues Album „Switch Off” ist am 19. Juli erschienen. Was kannst du uns über den Entstehungsprozess verraten?

Andi: Alle zehn Songs auf „Switch Off“ sind entstanden, seit es uns nur noch als Duo gibt. Wir haben alles selbst produziert und in Eigenregie veröffentlicht, ohne Label und Vertrieb. Deshalb hat es auch so lange gedauert. Wir haben das Album zunächst auf CD veröffentlicht, bald wird eine Vinyl folgen.

Neben eurem Album ist Touren ein großes Thema bei euch. Wie unterscheidet sich das Publikum in anderen Ländern, z.B. in England oder Frankreich, zur Crowd in eurer Heimat?

Andi: Klar gibt es Unterschiede zwischen den Nationalitäten. Aber eigentlich merkt man diese schon innerhalb Deutschlands von Region zu Region. Wenn wir die Shows in meiner Heimatstadt Sonneberg mit Konzerten in anderen ostdeutschen Städten wie Leipzig, Dresden oder Erfurt vergleichen, sind die Leute dort immer etwas aufgeschlossener.

Gibt es ein Konzert, das dir in besonders guter Erinnerung geblieben ist?

Andi: Beim Pfingst-Open Air in Passau durften wir zwei- oder dreimal auf einer fahrenden Bühne spielen, die durch das Publikum fährt. Das war eine völlig neue Erfahrung. Aber der Schritt, irgendwann im Ausland zu touren, war für uns das Größte. Als wir angefangen haben, haben wir davon geträumt, in England, gerade in London, oder Frankreich zu spielen. Als das dann losging, war das unglaublich für uns. Ein Gig, der mir in besonderer Erinnerung geblieben ist, ist jedoch ein Konzert in Berlin. Dort waren unsere Shows eigentlich immer gut. Einmal haben wir im Stage Club gespielt – einer Location, die ich sehr mag. Das Publikum stand zwei Häuserblocks weit an, um uns und eine unbekannte Band zu sehen.

Eure Heimatstadt Sonneberg ist bei Außenstehenden nicht unbedingt für eine florierende Musikszene bekannt. Wie habt ihr die hiesige Musik-Szene erlebt, gerade in eurer Anfangszeit? Hattet ihr das Gefühl, ausreichend Support zu bekommen?

Andi: Auf lokaler Ebene wird man hier eigentlich nicht supportet. Im Gegenteil ist mein Gefühl, dass einem Steine in den Weg gelegt werden. Gerade wenn man hier etwas organisieren will, wird es einem echt schwer gemacht, zum Beispiel auf bürokratischer Ebene. Das verdirbt ambitionierten Menschen schon im Vorhinein den Spaß daran, selbst aktiv zu werden. Früher haben wir hier oftmals selbst versucht, etwas auf die Beine zu stellen, aber mittlerweile ist es richtig schlimm geworden. Viele Möglichkeiten, hier aufzutreten, gibt es auch nicht mehr. Deswegen sind wir auch so viel unterwegs. Man könnte junge Menschen hier vor Ort super unterstützen. Es gab mal richtig viele, qualitativ hochwertige Bands hier. Jedoch wurde nie darauf geachtet, die auch zu fördern. Dabei sind Förderungsmaßnahmen in dem Bereich wirklich wichtig sind. Die Musikszene gehört einfach mit zur Kultur. Aber auch Kultur gibt es hier in der Ecke nicht mehr wirklich. Sonneberg hat nicht einmal mehr einen Kulturamtsleiter. Da wurde viel wegrationalisiert.

Inwiefern spielen für dich deine Heimatstadt oder Thüringen als Bundesland überhaupt eine Rolle beim Musikmachen, oder gerade beim Songwriting? Wie viel Thüringen steckt in Bad Punchline?

Andi: Jeden Tag nimmt man seine Umgebung wahr und reflektiert das, was einen umgibt. So entstehen letztlich ja auch unsere Songs. Wir schreiben über das, was wir täglich erleben, was hier passiert. Da spielen die Heimat oder der Wohnort natürlich auch eine Rolle. Ob man das Thüringische in unserer Musik hört, glaube ich aber nicht. Unsere Musik ist eher britisch angehaucht, dorther stammt ein Großteil der Künstlerinnen und Künstler, die wir selbst hören. Vielleicht hört man es ein wenig am Dialekt, unter dem Motto „Aaah, da hat a Sonneberger gesungen“.

Wurdest du auf deinen Thüringer Dialekt schon angesprochen?

Andi: Selten, und wenn dann eher im Privatbereich oder Tonstudio. Dort nimmt man ja alles ganz genau auseinander und analysiert, wie es klingt. Da versuchen wir unseren Dialekt dann irgendwie auszumerzen. Aber andererseits ist es ja auch sympathisch.

Wie geht es für euch nach dem Landesfinale am 1. September in Erfurt weiter? Was sind eure Pläne für das Restjahr?

Andi: Wir haben noch eine größere Tour durch Süddeutschland geplant. Vor allem stehen Shows in Bayern an, vielleicht wird es ein paar Zusatztermine in Österreich geben. Vor dem Landesfinale spielen wir auch noch ein paar Konzerte und Festivalauftritte, zum Beispiel in Kassel und Weimar. Der Fokus liegt also auf unserer neu erarbeiteten Show.

„Switch Off“ ist digital sowie auf CD erhältlich. Weitere Informationen: http://bands.local-heroes.de/bad_punchline# und https://www.facebook.com/badpunchline/

Interview: Lina Burghausen von Mona Lina
Bild: Pressebild von Bad Punchline