Die Streber: „Große Bühnen machen uns Spaß“

Sie sind eine der jüngsten Bands Sachsen-Anhalts: Die Streber aus Naumburg sind zwischen 14 und 15 Jahren alt, machen jedoch bereits seit der Grundschulzeit gemeinsam Musik. Im Dezember erschien ihr neues Album „Punkey Monkey – Monkey, Punkey“. Es ist bereits die zweite Veröffentlichung der Band.


Die Streber wollen es auch beim Newcomer-Contest local heroes wissen und treten zum Vorausscheid beim Sachsen-Anhalt-Tag am 31. Mai an. Damit stellen sie sich nicht nur der ganz großen Bühne, sondern treten in die Fußstapfen national erfolgreicher Bands wie Madsen und Tokio Hotel, die in jungen Jahren ebenfalls bei dem Wettbewerb ins Rennen gegangen waren.

Schon seit der vierten Klasse macht ihr zusammen Musik. Wusstet ihr da schon, welche musikalische Richtung ihr einschlagen wolltet und wie „Die Streber“ klingen sollen?

Felix: Ich persönlich wusste in der Grundschulzeit noch nicht so genau, in welche konkrete Richtung sich unsere Musik entwickeln wird.

Robert: Wir wussten jedoch, dass wir nichts mit Pop wollen, sondern was mit Pep, d.h. etwas Rockigeres.

Heinrich: Am Anfang haben wir zum Beispiel klassische Rocksongs gecovert. Mit der Zeit haben wir Punk und Grunge für uns entdeckt.

Seit eurer Gründung sind nun einige Jahre vergangen und ihr habt im Dezember euer erstes richtiges Album veröffentlicht. Wie würdet ihr den Sound der Platte beschreiben?

Heinrich: Die meisten Songs klingen punkig, unsere Texte sind dazu sehr rebellisch, z.B. „Scheiß Schule“. Es sind auch ein paar optimistischere Songs dabei. Unsere Eltern haben uns bei Songs wie „30 Grad“ oder „Die Welt“ durchaus ein Stück beeinflusst.

„Punkey Monkey – Monkey, Punkey“, so habt ihr euer Album genannt. Welche Geschichte versteckt sich hinter dem Namen?

Heinrich: Als Bassist hat man bei Titeln nicht so viel Mitspracherecht (lacht).

Robert: Wir wollten was Sinnloses machen, typisch Punk. Zufällig habe ich zu der Zeit in der Schule ein Logo gemacht, das wie ein Affe aussah. Daraufhin habe ich die Jungs überredet, etwas zu machen, was mit Affen zu tun hat.

Felix: Und da ich Affen als Tiere mag, fand ich den Titel passend und auch lustig.

Robert, du bist für das Songwriting bei euch verantwortlich. Wie gehst du an das Schreiben von Liedern ran? Steht zuerst der Text oder die Melodie? Und woher nimmst du deine Ideen für Songtexte?

Robert: Ich spiele auf meiner Gitarre meist erst eine Grundmelodie, die ich so lange umwandle, bis sie etwas ganz Eigenes hat. Die Texte ergeben sich dann aus der Melodie heraus. Meine Texte schreibe ich NIE richtig auf, sondern denke sie mir im Halbschlaf oder mitten im Alltag aus. Es geht weniger um Persönliches, sondern um allgemeine Themen oder Situationen, die nicht nur ich doof finde – Langeweile zum Beispiel.

Ihr habt unter anderem einen Song namens „Pubertät“, in dem es um die typischen Veränderungen geht, die Teenager in der Pubertät erleben. Was hat sich für euch in den vergangenen Jahren verändert und wie steht ihr heute zu den Songs, die ihr vor ein paar Jahren geschrieben habt?

Heinrich: Ich lerne heute weniger für die Schule, und die Musik wurde mit der Zeit zunehmend zum Mittelpunkt meines Lebens. Gewisse Songs nehme ich heute emotionaler wahr als vor zwei Jahren. Hinter manchen Songs stehe ich noch, z.B. „Scheiß Schule“, weil der Schulalltag mir täglich beweist, wie richtig es war, den Song zu spielen. Bei anderen Stücken merkt man den kindlichen Input schon, zum Beispiel bei „30 Grad“.

Robert: Ich persönlich stehe zu allen Songs, die ich geschrieben habe, weil sie einfach die besten Zeiten meines Lebens begleiten. Das betrifft nicht so sehr die Texte, sondern hauptsächlich die Melodien und Riffs, die ich geschaffen habe. Meiner Ansicht nach sind die Texte nicht das Wichtigste eines Songs.

Felix: Die neuen Lieder sind rhythmisch anspruchsvoller und bereiten mir als Schlagzeuger mehr Freude. Unsere vielen verschiedenen Songs sind für mich auch wie eine Art Reise durchs Leben, beginnend von einem Ferienerlebnis ("30 Grad") bis hin zum Verlust eines lieben Menschen ("Unendlichkeit"). Gerade die Vielseitigkeit unserer Lieder macht uns aus.

Dass ihr es mit der Musik ernst meint, habt ihr schon bei mehreren Talent- und Bandwettbewerben bewiesen. Was reizt euch an solchen Veranstaltungen?

Robert: Wir wollen wissen, wie unsere Musik bei anderen Leuten ankommt.

Heinrich: Dazu macht es Spaß, sich mit anderen Bands zu messen. Unter Druck hatten wir oft unsere besten Auftritte. Wenn man dann sogar noch gewinnt, ist das einfach nur geil.

Felix: Ich beobachte bei den Contests gern die anderen Musiker, v. a. die Schlagzeuger, und schaue mir hier und da ein paar Dinge ab. Zudem reizen mich das interessierte Publikum, die oftmals gute Location und das ganze Ambiente um die Contests herum.

In diesem Jahr seid ihr nun erstmalig auch bei local heroes am Start. Was erwartet ihr von eurer Teilnahme dort?

Heinrich: Wir hoffen natürlich, in die nächsten Runden zu kommen. Außerdem möchten wir die Aufmerksamkeit von Veranstaltern und Bookern erregen.

Felix: Ich bin immer offen für Neues und hoffe, dass wir so weit wie möglich bei local heroes kommen. Zudem waren wir noch nie in der Ecke um Quedlinburg unterwegs, wo unser Vorausscheid stattfindet. So erreichen wir mit unserer Musik vielleicht auch Menschen, die uns bisher noch nicht kannten.

Robert: Local heroes wird einer dieser Auftritte sein, die uns wirklich eine Chance geben, etwas mit unserer Musik zu erreichen.

Ihr werdet beim local heroes-Vorausscheid auf dem Sachsen-Anhalt-Tag in Quedlinburg auf einer ziemlich großen Bühne spielen. Seid ihr vor solchen Gigs noch aufgeregt?

Robert: So lange es nur um den Spaß geht, bin ich eigentlich nie aufgeregt. Anders sieht es aus, wenn ich merke, dass uns dieser Auftritt wirklich weiterbringen kann. Die Größe der Bühne spielt für mich keine Rolle, höchstens die Größe des Publikums.

Heinrich: Das Drumherum ist eher entscheidend. Bei einer Veranstaltung wie local heroes werde ich, denke ich, sehr aufgeregt sein.

Felix: Ich stehe unter Strom, wenn ich merke, dass unsere Konkurrenz ziemlich stark ist. Ansonsten macht es uns immer Spaß auf großen Bühnen zu stehen und zu sehen, dass das Publikum mit uns mit rockt.

Was ist das schönste Kompliment, dass ihr mal nach einem Auftritt bekommen habt?

Heinrich: Bei unserem Auftritt in Magdeburg haben wir Witze darüber gemacht, dass wir gerne mit BHs beworfen werden wollen. Nach dem Auftritt hat mich ein junges Mädchen gefragt, ob ich ihren BH haben wolle. Da sie 13 war und ich eine Freundin habe, musste ich ablehnen. Es war aber trotzdem eine coole Erfahrung.

Felix: ...Heinrich wieder (lacht) Bei dem SPH-Contest hat die Jury zu mir gesagt, dass ich gut gespielt habe. Das hat mich sehr gefreut. Als Kompliment sehe ich auch an, wenn man im Anschluss an einen Gig für einen zukünftigen Auftritt angefragt wird.

Robert: Zu mir sagte nach dem letzten Auftritt in Magdeburg einer, dass ich garantiert der nächste Kurt Cobain werde.

Ihr werdet als eine der jüngsten Bands in der Geschichte von Sachsen-Anhalt sehr gern mit Devilish verglichen, die ja später als Tokio Hotel ganz groß rausgekommen sind. Wie steht ihr zu diesem Vergleich?

Robert: Ich persönlich mag den Vergleich nicht. Jeder weiß ja, was aus Tokio Hotel letzten Endes geworden ist. Ich würde lieber mit Silverchair verglichen werden, weil ihre Musik vom Erfolg unbeeinflusst geblieben ist, obwohl auch sie jung berühmt worden sind. Allerdings kommen sie nicht aus Sachsen-Anhalt.

Heinrich: Ich muss immer ein bisschen schmunzeln, weil ich mir seit zwei Jahren nichts mehr wünsche als berühmt zu werden. Auch wenn Tokio Hotel nicht meinen Geschmack trifft, mag ich den Vergleich.

Ihr nennt euch „Die Streber“, weil ihr, anders als in der Schule, mit eurer Musik sehr strebsam seid. Welche Ziele strebt ihr mit eurer Band noch an? Wovon träumt ihr?

Heinrich: Ich wünsche mir, dass wir als Band eine große Tour spielen können. Natürlich wünsche ich mir auch, berühmt zu werden, hoffe aber, dass wir unter dem damit verbundenen Erwartungsdruck nicht leiden.

Robert: Ja, mein Traum ist definitiv, weltweit bekannt zu werden und trotzdem möglichst bodenständig zu leben.

Felix: Allen großen Träumen zum Trotz sollte man das Hier und Jetzt nicht vergessen und nicht abheben.

Wo seht ihr besondere Herausforderungen für euch als junge Band in der heutigen Zeit? Wo wünscht ihr euch vielleicht mehr Unterstützung, zum Beispiel von Politikern in eurer Heimatstadt?

Robert: Es ist sehr schwer, Leute in unserem Alter von unserer Musik zu überzeugen, weil die meisten bloß Rap und Pop hören.

Felix: Da wir in einer kleineren Stadt wohnen, haben wir nicht so viele Möglichkeiten uns zu präsentieren. Ich denke, dass dies in einer Großstadt einfacher wäre. Außerdem würden wir gerne mehr auf hiesigen Festen spielen, wie dem Kirschfest oder dem Winzerfest.

Wenn ihr an andere Bands und Musiker*innen denkt: Welche Rockstars außer euch verdienen das Prädikat „Streber“?

Heinrich: Queen und Nirvana, weil sie ihren Stil nicht groß veränderten und weit mehr als One Hit Wonder waren. Bei Queen war jedes Bandmitglied ein unglaublicher Songwriter – das ist echt außergewöhnlich. Auch wenn sie nicht mehr meine Lieblingsbands sind, schätze ich sie am meisten.

Robert: Ich würde Nirvana und Silverchair diesen Titel geben. Diese Bands haben gezeigt, dass es einfach auch mit Ecken und Kanten vorwärts geht. Sie haben sich nicht groß von anderen Musikrichtungen beeinflussen lassen.

Felix: Ich würde sagen, dass Billy Talent und Muse diesen Titel noch verdienen würden. Muse haben es, obwohl sie aus einer Kleinstadt kommen, geschafft, über deren Grenzen hinaus berühmt zu werden. Billy Talents Musik ist einzigartig - mehr kann man dazu einfach nicht sagen. Außerdem sehe ich Chad Smith, den Schlagzeuger der Red Hot Chili Peppers, auch als "Streber" an, da er einen außergewöhnlichen Spielstil hat. Es ist mein großer Wunsch, einmal so spielen zu können wie er.

Die Streber treten am 31.05.2019 auf der Bühne an den Stadtwerken, präsentiert von Rockland, beim Sachsen-Anhalt-Tag in Quedlinburg auf. Beginn ist 18:30 Uhr.

Neben den drei Naumburgern präsentieren sich BLÄCKLIST und The Blue Rabbit aus Halle sowie Eager To Travel aus Dessau. Als Special Guest betreten die Indie-Stars IN MY DAYS die Bühne.

Das vollständige Programm des Sachsen-Anhalt-Tages ist online verfügbar unter https://www.quedlinburg2019sat.de/sat/.

Interview: Lina Burghausen (Mona Lina)

Titelbild: Die Streber