Ohrbooten als Headliner beim Bundesfinale: „Wir werden Vollgas geben!“

Es ist die Überraschung des „local heroes“-Bundesfinales 2017. Die Berliner GypHop-Band „Ohrbooten“ spielen im Kulturhaus von Salzwedel ihr vorletztes Konzert.


Im Gespräch verraten die Vier, welche Verbindung sie zu Deutschlands größtem „Non-Profit-Newcomercontest“ haben, wie junge Bands im Musikgeschäft bestehen können. Wie sie selbst 14 Jahre so erfolgreich sein konnten. Warum sie sich für den deutschen Musiknachwuchs ein „gesundes Mittelfeld zwischen den extremen Modellen ‚arme Sau an der Straßenecke‘ und ‚Superstar‘“ wünschen. Und zu guter Letzt: Wie es selbst bei ihnen weitergehen wird.

Die local heroes-Familie ist Euch nicht fremd. Schon 2011 seid Ihr als Special Guest beim Landesfinale Brandenburg mit von der Partie gewesen. Welche Eindrücke habt Ihr damals mitgenommen?

Das war im Lindenpark damals, was natürlich eine echt geile Location ist für einen Bandwettbewerb. Dort gab es schon viele legendäre Konzerte mit großen Bands, das macht das Ambiente sehr besonders. Wir erinnern uns auch eine super Jury u.a. mit Jäcki Reznicek, dem Silly-Basser.

Nach dieser Erfahrung: Wie sollte Eurer Ansicht nach die Vorbereitung der Teilnehmer auf das diesjährige Bundesfinale aussehen?

Musikalisch haben es die jungen Bands ja schon drauf – sonst würden sie dort nicht spielen. Die große Chance besteht darin, vor einem Publikum zu spielen, das einen größtenteils noch nicht kennt. Um es zu gewinnen, das Beste zu geben und sich ein ehrliches Feedback abzuholen. Das kann man eigentlich nur auf einen zukommen lassen, die Erfahrung selbst ist schon der Gewinn.

Und wie bestehen sie am besten darüber hinaus? Worauf kommt es an?

Da geht es über die bloße Musik hinaus. Seine Fühler ausfahren, offen und aktiv sein, auch Sachen machen, die mit Musikmachen so gar nichts zu tun haben: Inhalte schaffen für eine gute Präsenz in den sozialen Medien beispielsweise. Da gibt es einen ganzen Haufen Aufgaben, die sich dann wie Arbeit anfühlen. Und sie sind es auch. Wer davon leben will, hat nicht einfach eine Band, sondern eine Firma. Wir glauben, wenn Du Dir dessen nicht bewusst bist, schmierst Du auch schnell ab, „gehst unter“.

Welche prägenden Erinnerungen verbindet Ihr eigentlich mit euren eigenen Anfängen?

Wir wurden noch vor unserer ersten Albumveröffentlichung von einer Plattenfirma unterstützt, die uns dann 3 Alben lang betreute, wurden somit sehr früh von einem Schneeballeffekt mitgenommen. Wir landeten schnell auf den Festivalbühnen und konnten viel spielen. All das geschah, bevor wir uns eine interne Struktur erarbeitet hatten (a propos Firma) – das mussten wir dann Jahre später mühsam nachholen, als wir keine Plattenfirma mehr hatten, die uns alles abnahm. Am Anfang genossen wir übermütig diesen Luxus.

Wie würde Ihr eure eigene Entwicklung beschreiben? Was waren und sind Eure Maxime?

Wir haben in unserer Entwicklung darauf geachtet, dass es für alle spannend bleibt. Musikalisch und inhaltlich ließen wir verschiedenste Richtungen zu; diese Vielfalt faszinierte uns und spornte uns an, vierzehn Jahre hindurch.

Das liegt nun schon viele Jahre zurück. Was wünscht Ihr euch für den aktuellen, musikalischen Nachwuchs

Wir wünschen uns ein gesundes Mittelfeld zwischen den extremen Modellen „arme Sau an der Straßenecke“ und „Superstar“. Über Norwegens Schulen haben wir beispielsweise gehört, dass es dort Musikförderprogramme für Jugendliche gibt, von denen sich unser Land eine dicke Scheibe abschneiden kann. Da werden Künstler eingeladen, um die Kids zu inspirieren. Auf der anderen Seite fängst Du halt in der Wüste an, nach Oasen zu suchen, wenn Du durstig bist. Heißt: um die Musiker von morgen machen wir uns eigentlich keine Sorgen. Schade nur, dass es immer noch relativ wenig Musikerinnen gibt. Wo sind die Mädels?

Der Auftritt in Salzwedel wird zugleich ein Besonderer. Er ist einer der letzten, bevor es für Euch in eine Pause von unbestimmter Länge geht. War diese Entscheidung ein notwendiger Schritt?

Das war ein eher besonnener als notwendiger Schritt. Nach etlichen Jahren Volldampf wollten wir mal vom Projekt „Ohrbooten“ ablassen, um Anderem Raum zu geben. Man kann auch einfach immer weiter machen, ohne Rücksicht auf Verluste, aber wir haben ehrlich mit uns selbst abgerechnet und uns in die Ferien geschickt. Und Tschüss! Wann ick wiedakomm is unjewiss…

Welche Pläne habt Ihr für das Jahr 2018 und danach?

Hier ist unser Projekt „D!E GÄNG“ zu nennen: dieses Jahr haben unsere erste Platte für Kinder veröffentlicht. Das macht großen Spaß und es kommt noch mehr! Onkel lässt die Sau raus mit „Tschaika 21/16“, Spange spielt SoloPiano („Spangenberg spielt Nirvana“), Ben hat mehrere Solo-Projekte („PAVLIDIS“, „DUNG“) und ist als DJ unterwegs. Ben und Matze arbeiten an einem Duo-Projekt. Ohrbooten-Pause heißt für uns nicht Musik-Pause.

Mit welchem Gefühl reist Ihr am 11. November an?

Wir haben richtig Bock und werden Vollgas geben. Von ganzem Herzen werden wir unserem Ruf als gute Liveband Rechnung tragen. Dafür stehen wir mit unserem Namen.

Worauf können sich Eure Fans im Kulturhaus freuen? Was gibt es von den „Ohrbooten“ zu hören – vielleicht auch Überraschendes?

Boom Chakalaka – Überraschungen werden nicht verraten. Das wäre den Überraschungen gegenüber unfair, beraubte der Verrat sie doch ihrer Existenz, gell!?

Und zu guter Letzt: Was sind für Euch echte local heroes?

Unsere local heroes sind (Auszug): Ricoloop, Chefket, Pensen, Amewu, Dana Shanti, I-Fire, Smith&Smart, Dota, Käptn Peng. Und noch viele mehr. Alle, die schön schmuuuf ihr Ding durchziehen und sich nicht heiß machen lassen.