Sheep On The Roof: „Die schönsten Sachen kann man sich nicht erklären“
Aus dem beschaulichen Eichsfeld kommen die vier Musiker von Sheep On The Roof. Erst kürzlich ist ihr Debüt-Album „Tangled Spirits“ erschienen, das auch die Juroren von local heroes überzeugt hat. Im Thüringer Landesfinale am 1. September in Erfurt zeigt die Band, deren musikalischer Background bunter nicht sein könnte, dass sie das Zeug zum ganz großen Act hat.
Ihr habt eine ziemliche Reise hinter euch – von einer Coverband über wechselnde Besetzungen zum selbstgeschriebenen Album. Was, würdet ihr sagen, sind die wichtigsten Meilensteine eurer Bandgeschichte?
Jonas: Einer der größten Meilensteinen war auf jeden Fall die Zeit, in der wir als Band erstmalig aktiv ins Songwriting eingestiegen sind. Zu sehen, dass wir sowas können und dass dabei Lieder herauskommen, die gar nicht mal so schlecht sind, hätten wir nie gedacht. Als wir dann die ersten Lieder im Studio aufnahmen und unser Potenzial voll ausnutzen konnten, war das echt verrückt.
Eure Musik beschreibt ihr als Alternative Indie Rock, spielt aber auch mit musikalischen Elementen aus anderen Genres. Gerade bei eurer Single „Space is getting smaller“ fallen die Sprechgesang-Parts und das eine oder andere, an Country erinnernde Gitarrenriff auf. Welche Vorbilder prägen euren Sound?
Jonas: Die musikalischen Einflüsse sind bei uns extrem verschieden. Aaron kommt zum Beispiel aus dem Jazz, Evgenij hat früher viel Metal gehört, ich dagegen fast nur Hip-Hop. Irgendwie sind wir dann zu dritt auf Indie beziehungsweise Alternative Rock gekommen. Vorbilder aus der Musikrichtung haben wir eigentlich keine, denn die Einflüsse, die unsere Musik prägen, ändern sich wöchentlich. Wir finden auch, dass man das auf dem Album hört, weil alle Lieder anders klingen.
Diese vielen Einflüsse machen eure Songs sehr komplex. Wie geht ihr ans Songwriting ran?
Jonas: Die Songs, die auf unserem Album „Tangled Spirits“ zu hören sind, sind so gut wie alle in Improvisations-Sessions entstanden. Irgendjemand hat mit einer Melodie oder einem Rhythmus angefangen und die anderen sind mit eingestiegen. Selbst die Texte haben wir gemeinsam in der Probe geschrieben. An unsere neuen Lieder sind wir jedoch anders rangegangen. Evgenij und ich haben das Songwriting zusammen übernommen, tagelanges Überlegen und ständiges Neuaufsetzen der Songideen inklusive. Beim Schreiben haben wir uns ausschließlich mit der Akustikgitarre hingesetzt, und nicht wie bei unseren Shows mit E-Gitarren gearbeitet. Anschließend haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir die entstandenen Lieder als Band umsetzen können, haben Aaron mit einbezogen und die Songs einstudiert.
Inwiefern hat sich eure Heimat, das Eichsfeld, auf euch als Band und eure Musik ausgewirkt?
Jonas: Gar nicht. Hier gibt es so gut wie keine musikalische Szene-Landschaft oder Infrastruktur. Soweit wir wissen, sind wir auch fast die einzige Band aus Heiligenstadt, die eigene Lieder schreibt. Wir haben uns auch nie am Eichsfeld orientiert, wenn es um die Musik geht, und das ist auch gut so.
Seht ihr es als Nachteil an, aus einer eher ländlichen Gegend zu kommen, im Hinblick auf eure Musik?
Jonas: In gewisser Hinsicht ist das schon ein Nachteil. Wir haben lang gebraucht, um uns als Band zu finden. Außerdem existiert hier eben keine Musikszene, die es einem als Band erleichtert, an Auftritte oder neue Zuhörer zu kommen. Darüber hinaus gibt es, wie gesagt, kaum andere Bands, mit denen man sich austauschen oder untereinander aushelfen kann. Man muss viel allein machen, aber das ging bisher immer.
Ihr seid das erste Mal bei local heroes dabei. Wie seid ihr auf den Contest aufmerksam geworden?
Jonas: Wir wurden angeschrieben, und gefragt, ob wir nicht Lust hätten, in diesem Jahr dabei zu sein. Wir kannten den Contest vorher schon, haben uns bisher aber lieber mit unserer Musik beschäftigt, als bei vielen Wettbewerben mitzumachen.
Ihr werdet gemeinsam mit ganz unterschiedlichen Bands vor dem Erfurter Hauptbahnhof spielen, und damit auch viele Leute im Publikum haben, die euch noch nicht kennen. Wie werdet ihr Publikum und Jury von euch überzeugen?
Jonas: Wir haben ein Programm mit vielen sehr abwechslungsreichen Liedern. Kein Song ist nur leise oder nur laut, alles verfolgt ein Konzept, ist stark durchdacht. Wir hoffen, dass das Publikum das wertschätzt und von der Dynamik mitgerissen wird.
Euer Album ist draußen, die nächsten Live-Termine stehen. Wie geht es für Sheep On The Roof nun weiter?
Jonas: In Kürze werden wir alle studien- beziehungsweise ausbildungsbedingt gemeinsam nach Leipzig ziehen. Wir haben dann eine Fünfer-WG als Band mit ein paar Freunden, die auch im kreativen Bereich tätig sind. Von diesem Schritt erhoffen wir uns neue Einflüsse auf unsere Musik und wünschen uns, dass wir noch mehr Musik als vorher machen können.
Schließlich noch die vielleicht wichtigste Frage: Wie kommt das Schaf auf’s Dach, und was heckt es dort oben aus?
Die schönsten Sachen sind immer noch die, die man sich nicht erklären kann.
„Tangled Spirits“ ist ab sofort digital erhältlich. Weitere Informationen: http://bands.local-heroes.de/sheepontheroof und https://www.facebook.com/sheepontherooof/.
Interview: Lina Burghausen von Mona Lina
Bild: Pressebild von Sheep On The Roof