„Arrested“ gingen 2021 als Bundesfinalisten für Schleswig-Holstein ins Rennen um Deutschlands größten Non Profit-Newcomer-Musikpreis. Zum Titel „Beste Instrumentalistin 2021“ gratulierte die Jury dieses Jahr der Schlagzeugerin der Band, Hanna Selk. Was für ein grandioser Erfolg!

Die „Frontfrau am Schlagzeug“, so wurde Hanna Selk von den Juror:innen des local heroes-Bundesfinales 2021 betitelt. Und zu Recht: Sie stach mit ungewöhnlichen Ideen, einem ruhigen Spiel und einer mitreißenden Ausstrahlung aus dem Teilnehmerfeld heraus. Für ihre bemerkenswerte Spielweise und ihre ausgeprägte Rhythmik wurde die junge Frau mit einem Gutschein vom Musikhaus Thomann belohnt.

Doch wie kam es dazu? Wer 2020 dachte, dass alles anders wird, der wurde 2021 eines Besseren belehrt. Dieser Satz mag für viele Lebens- und Gesellschaftsbereiche gelten. Für die Kultur steht er jedoch insbesondere. Auch Deutschlands größter Non Profit-Newcomer-Musikpreis local heroes hat sich in den gut 20 Monaten Pandemie neu erfinden müssen. Mit Erfolg. Erstmals wurde das Bundesfinale 2020 als Musiksendung umgesetzt. 2021 legte das Team um Projektleiterin Julia Wartmann noch einmal eine Schippe drauf – es brachte die insgesamt zehn Landessieger*innen nicht nur in eine eigene Musiksendung, sondern obendrein deutschlandweit in die Kinos.

Zum Drehtag in Salzwedel gehörte auch ein Interview mit Moderatorin Tine Wittler. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Double Female Fronted – geballte Frauenpower an den Mikros

Für Josephine Zietz, Dominik Noack, Wencke Hübner, Hanna Selk, Finn Kluge und Thore Kolms aus Lübeck, die mit ihrer Band „Arrested“ zum Reigen der zehn local heroes-Finalist:innen gehörten, dürfte das eine völlig neue Erfahrung gewesen sein, obschon sie sehr engagiert sind und in der Vergangenheit unter bereits im TV zu sehen waren.

Entstanden ist die „Arrested“ aus einem Projekt der RockPop-Schule Lübeck. Erst seit Anfang 2017 spielen sie in dieser Besetzung. Unter dem Motto „Raus aus dem Proberaum und rauf auf die Bühne“ nahmen sie seither gefühlt an sämtlichen Bandcontests teil und spielten bereits innerhalb der ersten zwei Jahre gut 50 Auftritte. Ihr Publikum begeistern sie mit feinstem Crossover. Hier trifft RockPop auf HipHop und Funk auf Reggae. „Viele verschiedene Einflüsse, Abwechslungsreichtum und innovativ zu sein, Unkonventionelles zu probieren und umzusetzen“, darauf legen die Musiker*innen besonderen Wert. Denn dadurch sei ihre Musik „individuell und interessant“.

„Für uns ist jeder Auftritt etwas Besonderes“, sagen sie im Vorfeld des Bundesfinales. Das gelte insbesondere für ihre Teilnahme bei local heroes. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Und wie kamen sie zu local heroes? „Arrested“ hatten sich über ein Bewerbungsverfahren des Landesmusikrates Schleswig-Holstein im Sommer für das local heroes-Bundesfinale 2021 qualifiziert. Mit Erfolg: „Wir versuchen alles mitzunehmen, was wir mitnehmen können, weil das Konkurrenzdenken nicht da ist und die Coachings uns weiterbringen.“ Jede Platzierung sei ein Gewinn für sie. Dennoch haben sie ihre Teilnahme sehr ernst genommen. „Wir haben viel geprobt, live gespielt und viel Zeit zusammen verbracht, besonders in der Phase, als wir den Song für das Bewerbungsvideo von local heroes-Schleswig-Holstein recoded (Film und Musik) haben.“

Spannende Drehtage

Mit Erfolg: Im September wurde mit „Arrested“ und den neun weiteren Bands bzw. Solist*innen unter strengen Corona-Auflagen für die Bundesfinalshow gedreht. Neben einer Live-Performance gehörte auch ein Interview mit TV-Queen Tine Wittler, der diesjährigen Moderatorin des Bundesfinales, dazu. Außerdem erhielten die Teilnehmenden ein TV- und Individual-Coaching. Die letzte Klappe fiel schließlich am 13. September im Club Hanseat in Salzwedel.

Eine echte Besonderheit: „Arrested“ beschreiben sich selbst als „Double Female Fronted“-Band. Hier gibt es geballte Frauenpower an den Mikros. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Mehr Förderung für den musikalischen Nachwuchs

Und wie geht es mit „Arrested“ weiter? Vielleicht wieder ein ambitioniertes Projekt? Die Band hatte die freie Zeit während der Corona-Pandemie genutzt, um ein gemeinschaftliches Projekt mit drei anderen Bands der RPS Lübeck auf die Beine zu stellen: Projekt-Rock-at-Home bewarb sich mit dem selbst geschriebenen Song „Wir retten jetzt die Welt“ beim Welcome to Europe Songcontest. Das Finale fand im Europa-Park in Rust statt und von insgesamt 99 Bewerbern aus ganz Europa holten sie den zweiten Platz nach Norddeutschland. Ganz so „groß“ denken sie derzeit nicht. Stillstand kommt für sie aber auch nicht infrage. „Eine Single produzieren und Songs raushauen, dazu Videos drehen und hoffentlich bald wieder live zu spielen, schaut gern auf unserer Webseite vorbei“, bringen sie ihre nächsten Pläne auf den Punkt.

Das Sextett hat aber auch Zukunftsträume, von denen viele junge Musiker*innen profitieren könnten.

„Es sollte mehr Förderformate für junge Künstler*innen geben, in denen sie sich austauschen und mit professionalisierten Menschen Erfahrungen sammeln können“, lautet einer ihrer Wünsche.

„Mehr kleine Bands sollten im Radio laufen, es sollte mehr Auftrittsmöglichkeiten für Newcomer:innen geben und den Veranstaltern sollte es staatlich bezuschusst werden, jungen Künstler*innen eine Plattform schaffen zu können.“

Text: Nicole Oppelt