„Bester Newcomeract Deutschlands 2024“ und Publikumspreisträger – Udo West können ihr Glück kaum fassen. (Foto: Udo West)
Die bayerischen Landessieger Udo West“ glänzten bei der local heroes-Awardverleihung 2024 in Magdeburg. Dem Quartett gelang eine historische Leistung: Die Würzburger sind jetzt „Bester Newcomeract Deutschlands 2024“. Daneben erhielten sie den Publikumspreis.
„Das gibt es so gut wie nie!“, ist local heroes-Gründer Dieter Herker am Ende der ersten Awardverleihung von Aktion Musik / local heroes e.V. begeistert. Gut zwei Monate nach dem Bundesfinal-Dreh auf Schloss Hundisburg bei Magdeburg, hatte sich die local heroes-Familie am 23. November erstmals zu einer offiziellen Gala in der Magdeburger Viehbörse getroffen. Und die endete mit einer Überraschung: Die bayerischen Landessieger „Udo West“ konnten die Jury vollends für sich gewinnen, was mit dem Titel „Bester Newcomeract Deutschlands 2024“ gewürdigt wurde. Das Publikum urteilte genauso und verhalf der unterfränkischen Band via Online-Voting zum Publikumspreis. Damit errang „Udo West“ einen der äußerst seltenen Doppelsiege in der gesamten local heroes-Geschichte. Außerdem erhielten sie den mit 2000 Euro dotierten Förderpreis des Ministeriums für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt sowie weitere Sachpreise.
„Ihre Songs sind einfach mitreißend!“
Für das Jury-Trio, bestehend aus Sängerin, Musicaldarstellerin und Schauspielerin, Senta-Sofia Delliponti, Pablo Christlein, Musiker, Musikphysiologe und Songwriter sowie Musikjournalist Martin Hommel, war die Vergabe des Titels „Bester Newcomeract Deutschlands 2024“ eine klare Sache, wie sie am Rande der Gala erklärten. „Wir waren uns relativ schnell einig. Das lag schon auf Hundisburg in der Luft“, so Martin Hommel. Juror Pablo Christlein gesteht aber auch: Vor der ersten persönlichen Begegnung sei er noch skeptisch gewesen. „Ich habe den Witz nicht verstanden. Ich war einfach zu blöd.“ Mit der gemeinsamen Zeit auf dem Schloss hat sich das aber grundlegend geändert. „Nach ihrem Live-Auftritt war es sonnenklar!“ Die Band sei ausgecheckt, nehme das Publikum mit auf ihre Zeitreise. Diese sei zwar romantisiert, „aber geil, fresh und neu“. „Das ist wunderbar!“ Das empfand auch Senta-Sofia Delliponti so. Ihres Erachtens stimme das gesamte Paket – von Melodien, über Lyrics und Sounds, bis hin zur Klamotte und den Moves auf der Bühne. „Das sind so tolle Jungs. Ihre Songs sind einfach mitreißend“, schwärmt die mehrfache Echo-Preisträgerin.
Das war pure Freude: Moderator Max Buskohl gratuliert Udo West-Schlagzeuger Jan aus vollem Herzen zum Titel „Bester Newcomeract Deutschlands 2024“. (Foto: Lea Schubert)
„Wir können es noch nicht ganz fassen“
Und wie erging es Udo West? Aufgrund anderer musikalischer Verpflichtungen bildete Schlagzeuger Jan samt Begleiterin die „Udo West-Delegation“ in Magdeburg und nahm völlig ungläubig die Preise in Empfang. „Erstmal ist es verrückt, zu lesen, ‚Bester Newcomer Act Deutschlands‘“, erklären seine Band-Kollegen am Tag danach. „Wir können es noch nicht ganz fassen und freuen uns riesig. Auch mit den vielen Glückwünschen von allen Seiten hätten wir nicht gerechnet, das freut uns umso mehr!“ Während Schlagzeuger Jan in Magdeburg zugegen war, befanden sich Albert, Toni und Ludwig im fernen Leutershausen, um dort einen Auftritt zu absolvieren. „In der Pause, genau richtig getimt, haben wir vom Sieg erfahren“, erzählen sie. „Das war Wahnsinn, danach ging das Musikspielen fast von selbst.“
Natürlich möchten sie dieses wunderbare Ergebnis nun auch gebührend feiern. „Wir sind zurzeit am Musik schreiben. Wir nehmen gerade den lang ersehnten Song ‚Hula Hoop‘ auf, den es bisher nur Live zu hören gab und bald kommt ein schicker Italo-Indie-Song raus. Um uns für die vielen Stimmen zu bedanken, verlosen wir T-Shirts, Poster und Autogramm-Karten.“
Laudatorin Lina Burghausen und Moderator Max Buskohl überreichen Udo West-Schlagzeuger Jan eine besondere Auszeichnung: den heißbegehrten Publikumspreis 2024. (Foto: Lea Schubert)
Menschen zu erreichen, ist das Schönste
Gerade der Publikumspreis habe für sie einen „riesigen Stellenwert“, betonen Udo West. „Wir können uns auf unsere Fans verlassen“, sind sie begeistert von diesem Resultat mit dem sie so gar nicht gerechnet hatten, wie sie sagen: „Wir hatten am Anfang bedenken. Wir wussten ja nicht, wie groß die Fanbases der anderen Bands sind.“
Die Laudatorin des Publikumspreises, Lina Burghausen, stellte in ihrer Ansprache ebenfalls die immense Bedeutung dieser Auszeichnung für alle Künstlerinnen und Künstler heraus. Die Musikpromoterin, Autorin, A&R, DJane und Initiatorin des preisgekrönten Projekts „365 Female* MCs“ weiß, worauf es bei Acts heutzutage ankommt – Performance, Songs und vieles mehr. „Das Schönste und Wichtigste am Musikmachen ist es jedoch, Menschen zu erreichen.“ Sei es vor der Bühne in einer sich wogenden Menge, die den Künstler:innen zujuble oder etwa die Vorstellung, dass ein Mensch zuhause sitze und die Musik höre. „Das ist doch ein wahnsinniger Gedanke.“ Ihres Erachtens sei der Publikumspreis bei local heroes schon seit vielen Jahren „der heimliche Hauptpreis“. Er werde eben nicht von einer Fachjury vergeben, sondern tatsächlich von den wichtigsten Menschen in der Musikindustrie – von Fans. Rund 5000 Menschen hatten diesmal abgestimmt. Eine wahnsinnige Anzahl. Vielleicht ein kleiner Vorbote?
„Damit haben wir nicht gerechnet!“, ist Udo West-Schlagzeuger Jan sichtlich gerührt. „Vielen Dank an alle, die dabei waren, und die ganzen Dozent:innen, für die wunderbare Zeit. Es ist total schön, heute Abend nochmal zu sehen, wer alles dabei war und was für tolle Mucke alle machen. Wir freuen uns wirklich sehr über den Preis!“ (Foto: Thomas Sasse)
„Ich sehe sie – egal auf welcher Bühne! Denn sie machen Spaß!“
„Ich sehe Udo West künftig auf richtig vielen Festivals“, ist Jurorin Senta-Sofia Delliponti überzeugt. Die Musikerin denkt hier vor allem an Indie-Veranstaltungen. Denn die Band müsse jetzt ihre „Crowd“ finden. „Wenn sie die haben, dann geht diese auch mit – und das nachhaltig!“ Jury-Kollege Pablo Christlein sieht Udo West auch in „abgerockten Clubs“ als Support für große Acts. Im Grunde ist für ihn aber klar: „Ich sehe sie – egal auf welcher Bühne! Denn sie machen Spaß!“
Ein Gespür für Coolness
local heroes- Interim-Projektleiter Tom Vogelsang war am Ende des Abends „wahnsinnig stolz“ auf die gesamte Veranstaltung. „Und ich bin total glücklich über den Sieg von Udo West, weil ich finde, dass wirklich die beste Band gewonnen hat. Es ist die kompletteste Band. Es sind einfach geile Typen, mit dem Herz am richtigen Fleck.“ Udo West seien für ihn „edgy und sexy“ und trotzdem hätte man gemerkt, dass sie einfach das richtige Gespür hätten, „was gut ist, was cool ist“. „Das bringen sie von vorne bis hinten gut auf die Bühne und gut in ihren Songs. Ich bin wirklich begeistert!“
Dieter Herkers eingangs beschriebene Freude über den Doppelsieg teilt auch Tom Vogelsang. „Das kommt tatsächlich sehr selten vor, da der Publikumspreis meistens nach ganz anderen Kriterien vergeben wird“, erklärt er. Dass Udo West bei beiden, sowohl bei der Jury als auch beim Publikum, so einstimmig gewonnen habe, sei seines Erachtens damit zu erklären, dass die Band sehr komplex sei und „von vorne bis hinten überzeugen“ konnte.
Ein Traum wurde wahr: Das local heroes Bayern-Team feierte gemeinsam mit Schlagzeuger Jan den Doppelsieg. (Foto: Thomas Sasse)
Ohne engagierte Menschen geht nichts
Als Interims-Projektleiter und Vertreter der langjährigen Projektleiterin Julia Sasse freue es Tom Vogelsang insbesondere für das Team von local heroes Bayern. Damit werde auch ihre wichtige, ehrenamtliche Grassroot-Arbeit, die sie seit 2019 mit der großzügigen Unterstützung des „ab geht die Lutzi“-Festivals leiste, honoriert. Wie wichtig solch ein Engagement, aber vor allem so viel Leidenschaft für eine Sache ist, zeigte sich nicht zuletzt im Rahmen der Gala. Diese sei ein „Kraftakt“ gewesen. „Aber dieser Kraftakt wird dadurch möglich, dass sich so viele einbringen, mithelfen und am Ende dann auch kommen. Weil ohne die ganzen Menschen, die hier sind, könnte man es auch sein lassen.“
Über die Preisverleihung
Bei der kurzweiligen Awardverleihung, die erstmals im Rahmen des Bundesfinales stattfand, wurde Deutschlands größter Non-Profit-Musikförderpreis in insgesamt sieben Kategorien verliehen. Anwesend waren neben den nominierten Bands und Solo-Artists knapp 150 Vertreter:innen aus Politik, Medien und Musikindustrie. Alle Musiker:innen hatten sich zuvor in Landesausscheiden und Mentoring-Programmen für das local heroes-Bundesfinale qualifiziert. Hierfür reisten Deutschlands vielversprechendste Newcomer:innen Anfang September für vier Tage auf das Schloss Hundisburg bei Magdeburg. Im Rahmen von Live-Shows, Videoperformances, Interviews und Individualcoachings präsentierten sie ihr Können der Jury und dem Publikum. Die kreativen Ergebnisse dieser Bundesfinaltage wurden im Rahmen der local heroes-Preisverleihung präsentiert, durch die der Musiker Max Buskohl als Moderator führte. Dazu zählten Performance-Musikvideos, Live-Auftritte und Talks, die der feierlichen Veranstaltung den passenden Rahmen gaben. In kurzweiligen Reden und Laudationes unter anderem von Rainer Robra (Staatsminister und Minister für Kultur Sachsen-Anhalt) wurde die deutsche Newcomer-Szene geehrt. Sechs der sieben Kategorien wurden von der dreiköpfigen Fachjury ausgelobt. Einen weiteren Preis vergab das Publikum im Rahmen eines einwöchigen Online-Votings. Die Preisträger:innen erhalten Sach- und Förderpreise mit einer Gesamtsumme von über 10.000 Euro.
Über local heroes
local heroes blickt auf fast 35 Jahre Geschichte zurück, in denen das regionale Projekt zu einer bundesweiten Netzwerkstruktur und zum wichtigsten Non-Profit-Newcomer-Musikpreis der Republik herangewachsen ist. Viele heute national erfolgreiche Bands wie Madsen und Tokio Hotel sammelten ihre ersten Bühnenerfahrungen auf local heroes-Bühnen. Das Format ermöglicht es Bands, sich mit wichtigen Akteur:innen der Musikindustrie zu vernetzen. Die Relevanz der Arbeit von local heroes betonte auch Staats- und Kulturminister Rainer Robra in seinem Grußwort: „Aus dem, was sich damals zwischen Salzwedel und dem Wendland über die grüne Grenze hinweg entwickelt hat, ist das geworden, was wir hier heute erleben: Ein bundesweiter Wettbewerb, aber nicht nur das – dort werden Auftritte vermittelt und Videos gedreht, es gibt vieles zu lernen. Netzwerke werden gebildet, und das mittlerweile bundesweit.“
Text: Nicole Oppelt
+++++++++++++++++++++++++++++++++++
Die Preisträger:innen 2024:
Bester Newcomeract Deutschlands: Udo West
Publikumspreis: Udo West
Auszeichnung für bestes Songwriting: Laura Folkers
Auszeichnung für beste Lyrics: Die weiteren Aussichten
Auszeichnung für beste Vocal-Performance: Felicitas Voigt (Medium Green)
Auszeichnung für beste Instrumental-Performance: Sara Goebel, Kontrabass (Kitchen Sunrise)
Auszeichnung für beste Live-Performance: Below Zero
Die Bundesfinalisten 2024 im Überblick:
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2024 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:
Afterimage für Schleswig-Holstein
Below Zero für Bremen
blue error für Sachsen-Anhalt
Chanielle für Thüringen
Die weiteren Aussichten für Rheinland-Pfalz
Duy Vu Duc für Berlin
Kitchen Sunrise für Niedersachsen
Medium Green für Sachsen
Laura Folkers für Mecklenburg-Vorpommern
Radio Hoppegarten für Brandenburg
Udo West für Bayern
Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel (Musikjournalist)
Senta-Sofia Delliponti (Sängerin, Musicaldarstellerin, Schauspielerin)
Pablo Christlein (Musiker, Musikphysiologe, Songwriter)
Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)