Bayerns Newcomer-Szene ist ziemlich bunt. Mit „Udo West“ hat das Bundesland in diesem Jahr eine echte Überraschung nach Schloss Hundisburg entsandt. Das Quartett „infizierte“ alle mit seinen authentisch transportierten 80er-Jahre-Sounds. Damit machten sie den ausgewählten Kreis von insgesamt elf Acts komplett, die ihre Musik beim Bundesfinale von Deutschlands größtem Non Profit-Musikpreis präsentieren durften.
Den ausgiebigen Dreharbeiten im September folgt in diesem Jahr erstmals eine glanzvolle Preisverleihung am 23. November in der Viehbörse in Magdeburg. Im Rahmen dieser Gala wird nicht nur der „Beste Newcomer-Act Deutschlands 2024“ gekürt, sondern auch bekanntgegeben, wer in den anderen sechs Kategorien punkten konnte.
„Modern Talking trifft auf 1980er Schlager und Neue Deutsche Welle“ – mit dieser Formel beschreibt Jurorin Senta-Sofia Delliponti das, was „Udo West“ ausmacht. Die Band sei „cool, authentisch, trashig – alles zusammen“. Auch ihre Jury-Kollegen Martin Hommel und Pablo Christlein sind sich einig, dass man sich ihnen nicht entziehen könne. Ein schönes Kompliment für Ludwig, Toni, Albert und Jan, die bereits 2023 einen Anlauf bei local heroes Bayern starteten.
Seither haben sie intensiv gearbeitet und es in diesem Jahr endlich ins Landesfinale auf dem überregional bekannten Festival „ab geht die Lutzi“ geschafft, wo sie Jury und Fans überzeugten. „Wir haben die Bayern sehr gerne beim local heroes-Bundesfinale vertreten“, sagt Gitarrist Toni. „Wir sind sehr stolz, dass wir das Landesfinale Bayern für uns entscheiden konnten.“
Der musikalische Weg von „Udo West“ scheint bereits seit frühester Kindheit vorgezeichnet. Toni, Albert und Ludwig sind Brüder bzw. Cousins und machen schon seit 2007 zusammen Musik – genauso wie ihre Väter, die als Profi-Musiker unterwegs sind. Schlagzeuger Jan stieß 2021 beim MainPop BandCamp dazu. Seither brennen sie für das gemeinsame Projekt. „Live-Auftritte sind immer wieder aufs Neue unsere Highlights“, sagt Toni.
In diesem Jahr seien mit dem Landesfinale und einer Headliner-Show auf dem U&D in Karlstadt vor vielen hundert Menschen aber zwei wirkliche Höhepunkte dazugekommen. „Als Newcomer-Band auf einem so coolen Festival, noch dazu in einem guten Slot zu spielen, ist etwas Besonderes“, stellt Toni insbesondere das local heroes Bayern-Landesfinale in den Vordergrund.
Eine Band zu haben, ist mehr als nur Musikmachen
„Udo West“ geben sich cool und gelassen – ganz so wie es ihr 1980er-Jahre-Konzept impliziert. „Wir machen unsere Musik und haben da Riesenspaß dran“, sagt Toni. Er betont aber auch: „Es ist nicht alles so easy und fällt uns in den Schoß.“ Jeder neue Song sei eine kleine Herausforderung und auch jeder Live-Gig sei anders. „Herausforderungen bleiben nie aus und es ist auch wichtig, dass es sie gibt“, so Toni. Das reicht von zeitlichen Auftrittsplanungen innerhalb der Band bis hin zu organisatorischen Aufgaben, die verteilt und erledigt werden müssen. Und natürlich gebe es dem Gitarristen zufolge „Für jede Band vielleicht die große Herausforderung: Den großen Erfolg in der Musikbranche, auf den wir alle irgendwie hinarbeiten.“
Um das zu erreichen, haben sich „Udo West“ einige Gedanken gemacht. „Unser Stil von der Musik bis hin zur Optik ist schon ein Alleinstellungsmerkmal“, erklärt Toni. Ihre klare Botschaft: Zu sich selbst zu stehen, zu seinem Dialekt und zu den eigenen Wurzeln, eben authentisch zu sein. Damit, so ihre Hoffnungen, erfüllen sie zumindest einige Voraussetzungen, um als Musikprojekt langfristig in dieser Branche bestehen zu können. „Ebenso wichtig sei es aber, einen langen Atem zu haben. Erfolg mit Musik zu haben klappt in den seltensten Fällen schnell“, wissen die Vier. „Deshalb schauen wir, dass wir den Spaß am Musikmachen beibehalten und uns gegenseitig so unterstützen, dass alle weiterhin Bock auf die Musik haben“, ergänzt Toni.
Ihre Ambitionen fallen in ihrer Heimat auf fruchtbaren Boden. Auch wenn, laut Toni, in und um Würzburg nicht so viele etablierte Veranstaltungen für Bands stattfinden würden, so gebe es doch die ein oder andere Besonderheit. „MainPop macht einen sehr guten Job mit seiner Arbeit rund ums Musikmachen und Unterstützung für junge Bands“, so „Udo West“. Vor allem die vielen Camps, die durch MainPop veranstaltet würden, finden sie toll. „Hier haben wir selbst bereits mehrmals teilgenommen und immer viele Infos bekommen und Unterstützung“, sagt Toni. Zudem seien sie in ihrer Region gut vernetzt. Man kenne seine Musikkolleg:innen und würde sich immer wieder auf diversen Veranstaltungen treffen. Gut fänden sie es daher, wenn sie Newcomer:innen aus etwas weiter entfernten Städten kennen lernen würden.
Im Rahmen des local heroes-Bundesfinales hatten sie hierzu ausführlich Gelegenheit. „Wir hatten eine geile Zeit und vor allem auch mal Zeit mit den anderen Teilnehmer:innen oder auch den Coaches abseits von Programmpunkten zu quatschen und uns auszutauschen“, resümiert der Gitarrist und Sänger. Vor allem von den Coaches und der Jury hätten sie viele interessante Denkanstöße bekommen, die sie in der darauffolgenden Zeit erstmal verarbeiten mussten.
local heroes-Bundesfinale: Das ist Austausch auf allen Ebenen
„Wir hoffen, dass die richtigen Leute dadurch auf Udo West aufmerksam werden“, sagen sie unisono. Denn „Udo West“ möchte weitere Bekanntheit erreichen. „Sei es durch Kollaborationen auf Social Media, die damit verbundenen Live-Auftritte oder das gedrehte Musikvideo beim Bundesfinale.“ Sie wünschen sich, dass aus den vor Ort geknüpften Kontakten die ein oder andere weitere Zusammenarbeit entsteht.
Entsprechend vorbereitet ging die Band auch in die Drehtage mit Live-Session, Interviews, Foto-Shooting, Coachings und vielem mehr auf Schloss Hundisburg. „Der erste Schritt war einen passenden Song für den Videodreh zu finden, von dem es im besten Fall noch kein Musikvideo gibt“, erklärt Toni die Entscheidung für ihren Song „Leichtigkeit“. „Der nächste Schritt war für uns dann schon die Probe. Wir haben festgelegt, welche Songs wir beim Live-Konzert spielen und diese inklusive ‚Leichtigkeit‘ geprobt, sodass alles sitzt.“ Interview-Erfahrung hätten sie bis dato jedoch noch nicht allzu viel gehabt. Ihre Pläne für 2025? Noch mehr Live-Auftritte spielen. „Da sehen wir für uns viel Potential, um noch mehr Menschen von ‚Udo West‘ zu begeistern.“
„Udo West“ blicken optimistisch in die Zukunft. „Die Musikbranche und Musik ist im stetigen Wandel und das ist auch gut so, sonst wären wir nicht da, wo wir jetzt sind“, beschreiben sie ihre aktuelle Situation. Einen Wunsch hätten sie dann aber doch: „Wenn man sich einen Großteil der Musik in den Charts anschaut und anhört, ist die Spieldauer der Songs mit weniger als drei Minuten meist sehr kurz. Musiker:innen sollten wieder längere Songs machen. Wir brauchen wieder Zehn-Minuten-Singles!“ „Udo West“ gehen bereits jetzt mit gutem Beispiel voran.
Auch die Expert:innen der local heroes-Jury und -Coachingabteilung sind vom Konzept „Udo West“ überzeugt. „Udo West fand ich super, das ist alles schon sehr klar definiert, sehr gut geformt. Da passt einfach alles zusammen. Da führt kein Weg dran vorbei“, so der erfahrene Coach Felix Mannherz, der in diesem Jahr erneut zusammen mit David Pfeffer die Einzel-Coachings der Künstler:innen übernahm. „Ihr Gesamteindruck ist einfach stimmig“, pflichtet Jurorin Senta-Sofia Delliponti bei. „Für mich sind sie auf jeden Fall eine Profi-Band.“
local heroes-Bundesfinale: Was für tolle Talente
Für die Sängerin, Musicaldarstellerin und Schauspielerin war das local heroes-Bundesfinale 2024 „wunderschön und bewusstseinserweiternd“. Gemeinsam mit ihren Kollegen habe sie „tolle Talente gesehen“. Als Jury hätten sie immer versucht, wirklich zu unterstützen und konstruktive Kritik zu geben, die die jungen Talente weiterbringe. Dieses Prinzip beachten sie auch mit Blick auf die finale Verkündung am 23. November. „In der Entscheidungsfindung betrachten wir die Acts individuell. Man kann sie gar nicht miteinander vergleichen.“ Musiker, Musikphysiologe und Songwriter Pablo Christlein stimmt ihrem Gesamteindruck zu: „Was wir für ein Glück hatten mit den Bands! Was für ein Glück wir immer haben mit der Crew! Es ist eine absolute Ehre und eine Riesenfreude hier zu sein.“
Das Bundesfinale sei einfach besonders. „Es ist eine irre Location. Es gibt unfassbar krasse ehrenamtliche Helfer. Man wird hier umsorgt und darf Musik anhören und machen.“ Musikjournalist Martin Hommel, der erstmals Teil der Jury war, scheint nun ebenfalls vom „local heroes-Virus“ infiziert. Die Zeit auf dem Schloss sei für ihn eine außergewöhnliche gewesen: „Obwohl wir uns natürlich im weitesten Sinne im Musikbusiness bewegen, fühlt sich das gar nicht an wie das eigentliche Musikbusiness, wie man es kennt.“ Alle seien viel freundlicher und offener. Er habe die Bundesfinaltage als überaus positiv und inspirierend empfunden. Und: „Dass man den jungen Künstler:innen im weitesten Sinne mitgeben kann, dass es so auch funktionieren kann.“
Gut ergangen ist es offenbar auch den beiden Coaches. „Es waren sehr unterschiedliche Stadien dabei, in denen die Artists sich befinden“, so der Eindruck von Coach Felix Mannherz. Der Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger freute sich über die abwechslungsreiche Aufgabe. Manche der Acts berieten die Coaches mit der Perspektive, auch beruflich Musik zu machen, andere mit dem Anspruch, das nur aus einer Leidenschaft heraus zu tun.
Er betont: „Die Strategie ist nicht für jede Band dieselbe.“ Die in der Beratung thematisierten Problematiken seien ihnen häufig schon bewusst, ergänzt Singer-Songwriter David Pfeffer. „Häufig merken wir schon im Bundesfinale, welche Acts einen anderen Drive mitbringen.“ Genau diese seien es, die einige Jahre später auf einem höheren, professionellen Niveau zu sehen seien.
Deutlich schneller sehen sich jedoch alle local heroes-Acts des Jahrgangs 2024 wieder. Bereits am 23. November findet erstmals eine große Preisverleihungsgala in der Viehbörse in Magdeburg statt. Hier kommen neben den Bands und Solist:innen auch Vertreter:innen aus Musikindustrie, Medien, Politik und Kulturlandschaft zusammen.
„Die Sieger:innen werden im Rahmen der Preisverleihung medienwirksam verkündet“, erläutert local heroes-Geschäftsführerin Julia Sasse. „Sie erwarten Preise in Höhe von rund 10.000 Euro.“ Die Entscheidung obliege, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das ab sofort zur Online-Abstimmung aufgefordert werde und über einen eigenen Publikumspreis entscheide. Der Preis ist dotiert mit einem Gutschein über 500 Euro, gestiftet vom Musikhaus Thomann.
___
Text: Nicole Oppelt, Lina Burghausen
Fotos: Line Tsoj