So sehen Preisträger:innen aus (v.r.n.l.): Udo West (Bayern), Sarah Goebel von Kitchen Sunrise (Niedersachsen), Die weiteren Aussichten (Rheinland-Pfalz), Laura Folkers (Mecklenburg-Vorpommern), Felicitas Voigt von Medium Green (Sachsen) und Below Zero (Bremen) wurden bei der local heroes-Preisverleihung ausgezeichnet. (Bild: Justus Sasse)

Der "Beste Newcomer-Act Deutschlands" kommt 2024 aus Bayern: Die vierköpfige Band Udo West aus Würzburg nimmt den begehrten local heroes-Musikpreis mit nach Hause. Bei einer kurzweiligen Awardverleihung in der Magdeburger Viehbörse am 23. November wurde Deutschlands größter Non-Profit-Musikförderpreis in insgesamt sieben Kategorien verliehen. Anwesend waren neben den nominierten Bands und Solo-Artists knapp 150 Vertreter:innen aus Politik, Medien und Musikindustrie.

Alle Musiker:innen hatten sich zuvor in Landesausscheiden und Mentoring-Programmen für das local heroes-Bundesfinale qualifiziert. Hierfür reisten Deutschlands vielversprechendste Newcomer:innen Anfang September für vier Tage auf das Schloss Hundisburg bei Haldensleben. Im Rahmen von Live-Shows, Videoperformances, Interviews und Individualcoachings präsentierten sie ihr Können der Jury und dem Publikum.

Die kreativen Ergebnisse dieser Bundesfinaltage wurden im Rahmen der local heroes Preisverleihung präsentiert, durch die der Musiker Max Buskohl als Moderator führte. Dazu zählten Performance-Musikvideos, Live-Auftritte und Talks, die der feierlichen Veranstaltung den passenden Rahmen gaben. In kurzweiligen Reden und Laudationes unter anderem von Rainer Robra (Staatsminister und Minister für Kultur Sachsen-Anhalt) wurde die deutsche Newcomer-Szene geehrt.

Sechs der sieben Kategorien wurden von der dreiköpfigen Fachjury ausgelobt, die sich in diesem Jahr aus Musikjournalist Martin Hommel, Sängerin, Schauspielerin und Musicaldarstellerin Senta-Sofia Delliponti und Musiker, Songwriter und Musikphysiologe Pablo Christlein zusammensetzte. Einen weiteren Preis vergab das Publikum im Rahmen eines einwöchigen Online-Votings, bei dem ca. 5.000 Votes abgegeben wurden. Grundlage des Votings bildeten die auf Schloss Hundisburg produzierten Musikvideos, die schon nach sieben Tagen über 10.000 Klicks messen. Die Preisträger:innen erhalten Sach- und Förderpreise mit einer Gesamtsumme von über 10.000 Euro.

Rainer Robra (Staatsminister und Minister für Kultur Sachsen-Anhalt) übergab Schlagzeuger Jan Kaspers von Preisträger "Udo West" den Förderpreis in Höhe von 2000€. (Foto: Thomas Sasse)

Bester Newcomer-Act: Udo West (Bayern)
"Cool, authentisch, trashig - alles zusammen", beschreibt Jurorin Senta-Sofia Delliponti den Stil von Udo West. Auch Jury-Kollege Pablo Christlein lobt den mehrstimmigen Gesang und das instrumentale Können der Band, die sich klar am 80er Sound der Neuen Deutschen Welle orientiert. Denn wenn eine Band es schafft, Dellipontis Umschreibung „Modern Talking trifft auch 1980er Schlager und Neue Deutsche Welle“ unbändig cool klingen zu lassen, dann handelt es sich eindeutig um local heroes-Preisträger.

Mit viel Liebe zum Detail und jeder Menge Authentizität hat das Quartett um Frontsänger Ludwig "Udo" Hoßmann und seinen Bruder Toni die Jury als "Bester Newcomer-Act Deutschlands" überzeugt. Damit erhält die Band zugleich den Förderpreis des Ministeriums für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt für eine Promotionleistung im Wert von 2.000 Euro sowie weitere hochwertige Sachpreise.

Laura Folkers und ihre Band waren sichtlich über die Auszeichnung gerührt. (Foto: Thomas Sasse)

Bestes Songwriting: Laura Folkers (Mecklenburg-Vorpommern)
Das "beste Songwriting" des Jahres kommt in diesem Jahr aus Mecklenburg-Vorpommern: Frische, unerwartete Melodien und eine klare "musikalische Reise", lobten die Juror:innen bei der Wahl-Rostocker Singer-Songwriterin Laura Folkers, die als Gewinnerin in der neuen Kategorie "Bestes Songwriting" hervorging. Als "Soundtrack in meinen Kopf" bezeichnet die hochsensible Künstlerin ihre Songs, in denen sie vor allem auf Harmonien sowie "mystische, gefühlvolle oder einfach schöne Stimmungen" setzt. Laura Folkers erhält, neben weiteren Preisen, einen Thomann-Gutschein in Höhe von 250 Euro.

Das Bremer Rock-Duo brillierte in ihrer Lieblingsdisziplin: Der Live-Perfomance. (Foto: Thomas Sasse)

Beste Live-Performance: Below Zero (Bremen)
Mit ihrer Live-Show auf Schloss Hundisburg entlockte das Bremer Duo Below Zero der Jury zahlreiche Superlative: Pablo Christlein lobte die "krasse Performance" und Martin Hommel ergänzte: „Es ist Wahnsinn, wie die beiden zusammenspielen und welch einen Raum sie einnehmen. Das ist der Hammer.“ Und die Alternative-Garage-Band aus dem Norden? Die scheint genau zu wissen, dass ihre Stärke auf der Bühne liegt: "Wir sind nur zu zweit, klingen aber so, als wären wir viel mehr Personen auf der Bühne. Wir persönlich finden, dass unser Miteinander auf der Bühne für sich spricht und man uns ansehen kann, wie viel Spaß wir beim Spielen haben.“

Dem stimmt die Jury uneingeschränkt zu: Die Auszeichnung für die "Beste Live-Performances" führt Below Zero ins Studio von Aktion Musik / local heroes e.V., wo sie ein Studio-Recording eines Songs gewonnen haben. Außerdem können sie sich auf eine Performance auf der Offenen Bühne des Hanseats Salzwedel inklusive Konzert-Aufzeichnung und weitere Preise freuen.

Patrick Scheuermann, Sänger und Songwriter von "Die Weiteren Aussichten" freute sich mit Moderator Max Buskohl über seinen Preis für beste Lyrics. (Foto: Thomas Sasse)

Beste Lyrics: Die weiteren Aussichten (Rheinland-Pfalz)
Mit seiner Band hat Patrick Scheuermann alias "Die weiteren Aussichten" aus Mainz vor allem auf lyrischer Ebene tiefen Eindruck bei der Jury hinterlassen: "Tolle Texte! Tolle Geschichten! Geiler Typ!", so das Urteil von Pablo Christlein. Dass insbesondere Humor ein wichtiges Erfolgsrezept im Songwriting ist, wird auch mit Blick auf Patricks musikalische Mission deutlich: „So frisch wie der Morgentau auf einer Festivalwiese und musikalisch das gewünschte Kind von Frightened Rabbit und Wir Sind Helden, sind sie gekommen, um dich mal so richtig und ehrlich in den Arm zu nehmen.“ Die Auszeichnung für die "Besten Lyrics" bringt mehrere Sachpreise mit sich, unter anderem einen 250-Euro-Gutschein von Musikhaus Thomann.

Team Niedersachsen ist stolz: Preisträgerin Sarah Goebel mit ihrer Band "Kitchen Sunrise" und den regionalen Veranstaltenden der LAG Rock Vera Lüdeck & Christoph Kastrop. (Foto: Thomas Sasse)

Beste Instrumental-Performance: Sarah Goebel - Kitchen Sunrise (Niedersachsen)
Kitchen Sunrise gehörten wohl zu den größten Sympathieträgern des diesjährigen local heroes-Bundesfinales. Dabei überzeugte die Band nicht nur mit einer großen Fanbase, die eigens nach Schloss Hundisburg reiste. Insbesondere Kontrabassistin Sarah Goebel blieb der Jury nachhaltig im Gedächtnis. Diese lobte, neben der großen Spielfreude der gesamten Band, ihre musikalische "Tightness". Auch Laudator Felix Mannherz erinnert sich, wie er Sarahs Performance auf Schloss Hundisburg wahrgenommen hat: Als "klar, dezent und gleichzeitig unverzichtbar" beschreibt er ihre Leistung am Kontrabass. Für ihre Auszeichnung als "Beste Instrumentalistin" erhält die Hildesheimer Musikerin den Förderpreis der local heroes-Stiftung zusammen mit dem Rockharz Festival über 500 Euro sowie weitere hochwertige Preise.

Medium Green aus Leipzig strahlen mit ihrer Sängerin Feli, die für die beste Vocal-Performance geehrt wurde. (Foto: Thomas Sasse)

Beste Vocal-Performance: Felicitas Voigt - Medium Green (Sachsen)
Gerade einmal einen Monat war Sängerin Felicitas "Feli" Voigt Mitglied bei Medium Green, als die Band bei den Bundesfinaltagen auf Schloss Hundisburg performte. Das Quintett hätte sich keine bessere Frontfrau aussuchen können: „Die Sängerin hat eine tolle Stimmfarbe. Sie ist wie eine Blume. Ich war die ganze Zeit bei ihr. Das hat Spaß gemacht“, so Jurorin Senta-Sofia Delliponti nach der Live-Session von der Indierock-Band. Sie und ihre Co-Juroren zeichneten Feli für die "Beste Vocal-Performance" aus, was für die 18-jährige Sängerin den Förderpreis der local heroes-Stiftung zusammen mit dem Rockharz Festival im Wert von 500 Euro sowie weitere Sachpreise mit sich bringt.

Auch das Publikum sah Drummer Kasper und seine Band "Udo West" als beste Newcomer des diesjährigen Bundesfinales. (Foto: Thomas Sasse)

Publikumspreis: Udo West (Bayern)
Jury und Publikum waren sich in diesem Jahr besonders einig: Die meisten Stimmen im Online-Voting konnten Udo West aus Bayern für sich erzielen. Ein solcher Doppelsieg ist bei local heroes selten. Insgesamt rund 5.000 User:innen hatten an der Abstimmung teilgenommen. Die Band bekommt dafür einen Musikhaus-Thomann-Gutschein in Höhe von 500 Euro.

Im Namen der Band nahm Schlagzeuger Jan Kaspers beide Preise für Udo West entgegen und zeigte sich sichtlich gerührt: "Damit haben wir nicht gerechnet! Vielen Dank an alle, die dabei waren, und die ganzen Dozent:innen, für die wunderbare Zeit. Es ist total schön, heute Abend nochmal zu sehen, wer alles dabei war und was für tolle Mucke alle machen. Wir freuen uns wirklich sehr über den Preis!"

local heroes blickt auf fast 35 Jahre Geschichte zurück, in denen das regionale Projekt zu einer bundesweiten Netzwerkstruktur und zum wichtigsten Non-Profit-Newcomer-Musikpreis der Republik herangewachsen ist. Viele heute national erfolgreiche Bands wie Madsen und Tokio Hotel sammelten ihre ersten Bühnenerfahrungen auf local heroes-Bühnen. Das Format ermöglicht es Bands, sich mit wichtigen Akteur:innen der Musikindustrie zu vernetzen.

Die Relevanz der Arbeit von local heroes betonte auch Staats- und Kulturminister Rainer Robra in seinem Grußwort: "Aus dem, was sich damals zwischen Salzwedel und dem Wendland über die grüne Grenze hinweg entwickelt hat, ist das geworden, was wir hier heute erleben: Ein bundesweiter Wettbewerb, aber nicht nur das - dort werden Auftritte vermittelt und Videos gedreht, es gibt vieles zu lernen. Netzwerke werden gebildet, und das mittlerweile bundesweit."

Hier geht's um's Miteinander: Unsere Bundesfinalist:innen beim Gruppenfoto zum Abschluss der Gala. (Foto: Thomas Sasse)

Tom Vogelsang, stellvertretender Projektleiter der local heroes, freut sich über den gelungenen Abend: "Wir wollten den Bundesfinalist:innen, ihren Angehörigen und allen, die dazu beigetragen haben, dieses Bundesfinale auf die Beine zu stellen, die Möglichkeit geben, zusammenzukommen und zu scheinen. Local heroes unterscheidet sich, auch in seiner Struktur als Non-Profit-Projekt, von anderen Newcomer-Formaten, die Bands gegeneinander antreten lassen. Natürlich gibt es auch bei uns Preisträger:innen, aber eigentlich haben alle gewonnen - und diesen Spirit hat man heute wieder gemerkt, dass einfach alle glücklich sind, die heute hier waren."

Alle Acts hatten sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:

Afterimage für Schleswig-Holstein
Below Zero für Bremen
blue error für Sachsen-Anhalt
Chanielle für Thüringen
Die weiteren Aussichten für Rheinland-Pfalz
Duy Vu Duc für Berlin
Kitchen Sunrise für Niedersachsen
Medium Green für Sachsen
Laura Folkers für Mecklenburg-Vorpommern
Radio Hoppegarten für Brandenburg
Udo West für Bayern

Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Martin Hommel             (Musikjournalist)
Senta-Sofia Delliponti   (Sängerin, Musicaldarstellerin, Schauspielerin)
Pablo Christlein             (Musiker, Musikphysiologe, Songwriter)

Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer                (Sänger, Songwriter)
Felix Mannherz            (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)

Hier siehst du das Livemusik-Video der Doppelsieger "Udo West":

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Text: Lina Burghausen
Fotos: Thomas Sasse