„Carnivalesque“ gehen 2022 als Bundesfinalisten für Berlin ins Rennen um Deutschlands größten Non Profit-Newcomer-Musikpreis. Die Umsetzung des local heroes-Bundesfinales 2022 knüpft an das erfolgreiche Konzept der vergangenen zwei Jahre an. Statt des gewohnten Live-Events im Kulturhaus Salzwedel (Sachsen-Anhalt), wurde mit den Bundesfinalist:innen Anfang September eine aufwendige Bundesfinal-Doku auf Schloss Hundisburg bei Magdeburg produziert. Diese wird am 11. Dezember, ab 18 Uhr, in Musikclubs, soziokulturellen Zentren und weiteren Einrichtungen der Kulturszene in den Heimatstädten der Finalist:innen ausgestrahlt. „Carnivalesque“ laden ihre Fans hierzu ins Berliner House of Music ein, wo sie im Rahmen der Doku-Vorführung auch ein Konzert geben werden.
Local heroes erfindet sich immer wieder neu! Bereits in den vergangenen zwei Jahren hat Deutschlands größter Non Profit-Newcomer-Musikpreis aus der „Not“ eine Tugend gemacht und die Pandemie zum Vorteil der deutschen Newcomer:innen genutzt. Entstanden sind in dieser Zeit hochwertige Musikfilme, die deutschlandweit in Kinos, im Fernsehen und online zu sehen waren. 2022 geht das Team um Projektleiterin Julia Wartmann noch einen Schritt weiter. Auf Schloss Hundisburg bei Magdeburg kamen über mehrere Tage die elf besten Newcomer:innen Deutschlands zusammen. Neben den Dreharbeiten und Coachings traten alle Finalist:innen erstmals wieder live vor local heroes-Publikum auf. Gelebt wurde in dieser Zeit nicht nur der Netzwerk-Gedanke des Vereins Aktion Musik / local heroes e.V. Entstanden ist auch eine einzigartige Musik-Doku, die die Finalist:innen in verschiedenen Facetten präsentiert.
Klassik, Rock und Pop: „Carnivalesque“ sind Kunst
Mit dabei waren auch „Carnivalesque“ aus Berlin. Marta, Hans, Thomas und Erik versetzten die Jury ins Staunen. „Carnivalesque haben etwas leicht aussehen lassen, was eigentlich sehr schwer ist. Das ist die Kunst“, ist etwa Juror Max Buskohl überzeugt. Seine Kollegin Jenniffer Kae formuliert es so: „Sie bringen Elemente aus der Klassik ein, haben eine Rockenergie und Moves aus dem Pop – das ist für mich zwar nicht einzusortieren, aber es ist sehr spannend. Es reißt mich einfach mit.“ Zudem habe die Band eine „fantastische Frontsängerin“.
Was für ein Glück! Tom, Marta und Hans haben sich einst über soziale Netzwerke und Proberaumaushänge gefunden. In einer kleinen Bar namens „Arcanoa” am Tempelhofer Feld hat die Band bei einem Open Mic-Event schon 2018 zusammen musiziert. Schlagzeuger Erik war bereits über seinen einstigen Gitarrenlehrer und heutigen Bandkollegen Tom mit „Carnivalesque“ vernetzt und wurde Teil des Quartetts, nachdem der vorherige Schlagzeuger Haui 2021 abgesprungen war. Seither haben sie viel gemeinsam erlebt und auch gemeistert. „Die Produktion unseres ersten Albums komplett in Eigenregie war definitiv eine Herausforderung“, erinnern sie sich an die Zeit vor dem Release im März dieses Jahres zurück. „Die Arbeit, die damit einhergeht, zum Beispiel das Recording selbst, das Mixing, Artwork, Titelreihenfolge usw. war ein Arbeitsaufwand, den keiner von uns vorher so genau überblickt hat.“ Im Nachhinein sei es jedoch eine gute Erfahrung gewesen, an der sie alle gewachsen seien. Auch die Teilnahme bei local heroes war der Band zufolge eine besondere Herausforderung, der sie sich gern stellten. Schon der Sieg beim Landesfinale in Berlin sei „wahnsinn“ gewesen. „Der kam für uns alle überraschend und fühlt sich auch immer noch etwas surreal an.“
Folk, Funk und Punk – die Mischung macht‘s
Und womit haben „Carnivalesque“ überzeugt? „Wir würden uns in die Richtung Alternative Rock einordnen, wobei das ein recht weiter Begriff ist. Wir versuchen Rock mit verschiedensten Elementen aus anderen Genres zu verbinden, um damit unseren eigenen Sound zu kreieren.“ Dabei bedienen sie sich sowohl an Folk, Funk als auch Punk, lassen aber auch Elemente elektronischer Musik wie Drum and Bass einfließen. „Die Suche nach der passenden Beschreibung für unsere Musik hat uns zu Begriffen wie ‚Rock Bizarre‘ oder ‚Transgenre Grunge‘ geführt, aber festgelegt haben wir uns noch nicht.“Musikalisch komme es für sie darauf an, dass es „interessant ist und jedem von uns gefällt“. „Wir würden keine Musik spielen wollen, an der wir keinen Spaß haben“, sagen sie entschlossen.
Darüber hinaus lassen sie sich von besonderen Skalen, unüblichen Harmonien und interessanten rhythmischen Ideen inspirieren und versuchen, diese mit eingängigen Melodien zu kombinieren. Dynamik sei dabei ebenso wichtig. Daher versuchen sie, neben den für Rock typischen harten Riffs, auch sanfte Töne und weite Klangflächen in ihre Musik zu integrieren. „Überraschung und Abwechslung gehören für uns zu gutem Songwriting.“Inhaltlich setzen sich die vier Musiker:innen mit verschiedenen Szenarien der „kapitalistischen Realität“ auseinander. „Wir versuchen den Fokus auf soziale Ungleichheiten, moralische Degeneration und vulnerable Gruppen zu legen, ohne mit der Moralkeule auf den Zuhörer einzudreschen.“ Die Texte seien teilweise vage gehalten, sodass ihre Fans ihre eigene Bedeutung in den Texten finden könnten. „Unser Anliegen ist es, ein Klima der Toleranz und Offenheit auf unseren Konzerten zu schaffen.“
Teilnehmer:innen-Feld auf sehr hohem Niveau
Doch zurück zum Bundesfinale. Aufnahmen, Live-Sessions, Interviews, Fotoshootings – für „Carnivalesque“ war das nicht alles Neuland. „Der Gig am Abend lief sehr ähnlich zu den Runden zuvor ab, und wir hatten ein tolles Konzert in guter Atmosphäre.“ Besonders sei für sie der Dreh des Live-Videos zu einem Song ihrer Wahl gewesen. „Wir haben schon Gig-Mitschnitte selbst produziert, allerdings unterscheidet sich diese Situation doch noch stark von den drei Takes, die bei diesem Video zur Verfügung standen.“ In der Vorbereitung hätten sie daher besonderen Wert darauf gelegt, den Song für das Video zu proben. „Wir standen alle unter Druck, keine Fehler zu machen, da man natürlich nicht die Person sein will, die der restlichen Band den Take versaut.
Es war definitiv eine Herausforderung, aber auch eine gute Vorbereitung, wie es später professionell abläuft, und wir nehmen daraus einiges mit.“Ein Druck, den das Quartett im Vorfeld des Bundesfinaldrehs stark spürte: „Sowohl bei der Vorrunde als auch beim Berlin Finale waren wir doch sehr aufgeregt! Wir hatten uns zwar gründlich vorbereitet, aber das Teilnehmerfeld war insgesamt sehr stark mit tollen Bands!“ Am Tag selbst seien sie dann sehr konzentriert gewesen, und auf der Bühne habe sich die gesamte Anspannung der vorherigen Wochen entladen. „Toll war auch, dass wir nach dem Konzert ein professionelles Feedback der Jury bekommen haben, was uns gut weitergeholfen hat.“
Newcomer:innen brauchen Unterstützung
Ihre Tipps, aber vor allem die gesamte Atmosphäre während des local heroes-Bundesfinales, haben offenbar auch bei „Carnivalesque“ gefruchtet. „Sowohl unsere Social-Media Präsenz als auch organisatorische Dinge, wie zum Beispiel eine Releaseplanung, waren Punkte, die in den Coachings angesprochen wurden und uns weitergeholfen haben“, so ihr Resümee. „Persönlich nimmt von uns jeder das Wochenende als durch und durch positive Erinnerung mit nach Hause, da neben netten Leuten, gutem Essen und einer traumhaften Location auch jede Menge gute Musik am Start war.“ Sie jedenfalls haben das Gefühl, dass sie durch die drei Auftritte, die Live-Videos und das Publikum, vor dem sie spielen durften, bereits sehr profitiert haben.
„Es wäre schön, wenn wir für das nächste Jahr mehr Konzerte und Festivals spielen könnten und durch die Teilnahme bei local heroes vielleicht den Fuß in die Tür für eine professionellere Laufbahn als Band bekommen haben.“Dass ein solches Unterfangen nicht einfach werden könnte, das ist ihnen klar. „Sicher ist das Finanzielle ein Hauptproblem für viele Newcomer:innen. Selbst eine kleinere Produktion kostet schnell sehr viel, und nicht jeder ist in der glücklichen Lage, sich selbst produzieren zu können.“ Live-Shows würden am Anfang nicht viel abwerfen, wenn man überhaupt bezahlt werde. In Berlin sei es „wahnsinnig schwer“ an gute Gigs zu kommen und auch touren koste Geld. Der Verkauf von Merch heiße zudem für eine Band, dass erstmal investiert werden müsse. „Wir haben gesehen, dass es gerade durch Corona einige Förderprogramme gibt, jedoch sind die Plätze begrenzt und die Konkurrenz ist groß. Auch dass viele Programme sehr zweckgebunden sind, ist problematisch, denn vielleicht gibt es gerade eine Förderung für Touring, aber man würde gerne ein Album aufnehmen (oder umgekehrt).“ Sie selbst würden daher Mikro-Förderungen begrüßen, die man schnell und unkompliziert bekommen könne, um zum Beispiel Gigs in anderen Städten spielen zu können. „Eine Förderung der Club- und Musikszene im Allgemeinen würde natürlich auch zu mehr Auftrittsmöglichkeiten führen.“
Am 11. Dezember ist Bundesfinal-Tag
Was die Band bei local heroes erlebt hat, erfahren ihre Fans im Rahmen der Ausstrahlung der Bundesfinal-Doku am 11. Dezember, um 18 Uhr, im House of Music in Berlin. Die Sieger:innen werden im Anschluss an die Ausstrahlung medienwirksam verkündet. Sie erwarten Preise in Höhe von rund 10.000 Euro. Daneben wird der „Beste Newcomeract Deutschlands 2022“ unter dem Titel „Pop im Bauhaus“ am 3. März 2023 ein Preisträgerkonzert im Rahmen des renommierten Kurt Weill Festes 2023 absolvieren. Alle, die nicht bei der Bundesfinal-Ausstrahlung in den Musik-Einrichtungen dabei sein können, haben im Anschluss an die Sieger:innen-Bekanntgabe die Möglichkeit, die Show auf YouTube und auf mehreren Offenen Kanälen im deutschen Fernsehen anzusehen.
Und wie geht es für „Carnivalesque“ weiter?
„Konzerte, Konzerte, Konzerte, dann vielleicht eine EP und neues Material“, lautet ihre prägnante Zusammenfassung großer Pläne. „Anschließend Konzerte, Konzerte, Konzerte! Wir haben einfach Bock, unsere Musik mit Menschen zu teilen und hoffen, dass wir dazu weiter die Möglichkeit haben.“ Sie sind jedenfalls überzeugt: „Qualität bleibt hängen.“ Gut geschriebene Songs, gut produziert oder performt, seien sehr wichtig, um nachhaltig als Musikprojekt bestehen zu können. Ebenso sei es wichtig, im Kopf zu bleiben, sei es durch einen Ohrwurm, einen interessanten Rhythmus oder tolle visuelle Effekte. „Wir versuchen uns ständig weiterzuentwickeln, damit es niemals langweilig wird. Solange wir Spaß an unserer Musik haben, werden wir weiter machen. Und wenn wir begeistert sind, ist es auch wahrscheinlicher, dass das Publikum sich begeistern lässt.“
Alle Infos zum Bundesfinale auf einem Blick:
Ausstrahlungsdatum: 11. Dezember 2022, 18 Uhr
Ausstrahlungsort: House of Music Berlin, Eintritt 10€
Außerdem: Livestream über dringeblieben.de
Hier gelangt ihr zur Übersicht aller Bundesfinalist:innen und ihrer Ausstrahlungsorte.
Tickets für den Livestream kannst du direkt hier kaufen:
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Pressetext: Mona Lina, Laura Klar
Titelbild: Line Tsoj