Die Alternative Rock-Künstler gehören zu einem ausgewählten Kreis von zwölf Acts, die sich auf Bundesebene von Deutschlands größtem Non Profit-Newcomer-Musikpreis präsentieren dürfen. Anfang September ging es für alle Bundesfinalist:innen nach Schloss Hundisburg bei Magdeburg, wo eine aufwendige Bundesfinal-Doku produziert wurde. Sie wird am 9. Dezember, ab 20 Uhr, in Musikclubs, soziokulturellen Zentren und weiteren Einrichtungen der Kulturszene in den Heimatstädten der Finalist:innen ausgestrahlt. „Grell“ laden ihre Fans hierzu ins KDW Neumünster ein.
„Wir sind das Bundesland zwischen den Meeren und haben nach Erfolgsbands wie ‚Wind und Farben‘, ‚One Fine Day‘ und ‚Leoniden‘ vor, den Norden in ein neues Licht zu tauchen und eines Tages das musikalische Aushängeschild von Schleswig-Holstein zu werden.“ Die Band „Grell“ hat große Pläne. „Die Musikszene in Neumünster ist sehr überschaubar und braucht definitiv einen ordentlichen Stups“, sagen sie. Unterstützung sei schwer zu finden, gerade für Unerfahrene und Hobby-Musiker:innen. „Wir haben Lust, das zu ändern und den Spaß an der Kultur so einfach und mittelfrei wie möglich zu gestalten. Deshalb wollen wir groß raus, um etwas zurückgeben zu können und Räume zu schaffen in unserer Heimatstadt. Für Kreativität, Kultur und Verbindung, denn Musik macht's möglich.“
Bei local heroes sind sie dabei, weil sie Lust haben, zu connecten – „mit anderen nicen Musiker:innen und erfahrenen Menschen aus der Musikbranche“. Der „Hunger“ von Fabian, David, Maxi, Yannik und Arne ist immens. „Wir wollen alle Möglichkeiten mitnehmen, um zu wachsen, zu lernen und zu rocken.“ Doch die Menschlichkeit, das Nichtkommerzielle und der gemeinschaftliche Ansatz von local heroes würden ihnen dabei am meisten gefallen.
Schloss Hundisburg – ein magischer Ort
Zu ihren bisherigen Highlights als Band gehöre ihr Auftritt beim Taubertal Festival, wo sie vor hunderten Menschen spielen durften oder ihre erste Release-Show auf der Holstenköste in Neumünster.
„Aber eigentlich ist am Ende erstmal jede Show, die wir spielen, ein absolutes Highlight für uns, weil wir dann zusammen auf der Bühne stehen und den Spaß unseres Lebens haben!“
Anfang September verbrachte die Band vier Tage in einem der bedeutendsten Barockschlösser Sachsen-Anhalts, um dort gemeinsam mit ihren Mitstreiter:innen die Bundesfinal-Doku 2023 zu drehen. Hier konnten sie nach Herzenslust netzwerken, sich in Interview-Situationen ausprobieren, erhielten Individual-Coachings und absolvierten ein Live-Recording ihres ausgesuchten Songs. Der Höhepunkt für alle Beteiligten: Die Teilnehmer:innen konnten sich während drei abendlicher Live-Sessions näher kennenlernen und ihr außergewöhnliches Potential der Öffentlichkeit präsentieren.
„So viele wundervolle Menschen an einem so schönen Ort war einfach magisch und berührend! Die Jam Sessions, die Organisation, die Professionalität, das Catering, die Struktur, der Humor, die Unterkunft, die Liebe, es war einfach alles perfekt. Wirklich!“
Sie hoffen, dass diese Kontakte bleiben und sich festigen. „Das ist etwas, was wir zum Glück schon oft erfahren durften: Die menschlichen Verbindungen, die Musik schafft, sind unbezahlbar und wir freuen uns riesig, dass wir das erlebt haben – auch auf dieser Reise. Wir wollen die Inspirationen nutzen, um uns zu helfen, zu wachsen und zu lernen und daraus Neues zu schaffen.“
„Grell“ – da ist Hirn reingeflossen
Wahnsinnig schnell sei die Zeit während des local heroes-Drehs vergangen, sinnieren sie nun, da die Ausstrahlung der Bundesfinal-Doku bald vor der Tür steht. Kein Wunder also, dass sie bei ihrem Fazit ein bisschen melancholisch werden. „Das local heroes Team ist so wunderbar, liebevoll und engagiert, dass wir uns absolut pudelwohl gefühlt haben! Auch die Kommunikation davor, danach und jetzt beim Finale ist einfach fabelhaft, das hat man selten in der Musikbranche. Immer einen Ansprechpartner zu haben war richtig nice, genau wie die liebevolle und ehrliche Jury, die uns ein tolles Feedback gegeben hat.“
Letzteres haben sie sich in den Augen der Jury absolut verdient. „DAS ist eine Band! Grell, dieser Name passt“, entfuhr es Juror Pablo Christlein kurz nach ihrem Live-Auftritt.
„Gefühlt haben sie ihren eigenen Fanclub mitgebracht. Der kommt vier Stunden hier ins Outback gefahren. Das ist unfassbar und muss man erst einmal schaffen. Verrückt! Sie sind für mich eine Knaller-Band – pars pro toto - jeder featured den anderen. Man merkt, sie haben sich über alles Gedanken gemacht. Da ist Hirn reingeflossen. Sie sind ambitioniert und professionell. Das kann sehr groß werden.“
Auch seine Kollegin Angela Peltner gibt mit ihrer Einschätzung einen kleinen Vorgeschmack auf das, was das Publikum und die Zuschauer der Doku erwartet. „Ich musste immer an den Tanz der Moleküle denken. Für mich waren sie wie Moleküle auf der Bühne. Sie waren so flirrend. Sie waren so energetisch geladen. Dieser Funke ist wahnsinnig gut übergesprungen. Es hat wirklich eine chemische Reaktion gegeben.“
Ihr Motto: „Nichts als Liebe“
Was ist ihr Geheimnis? Vielleicht ihr besonderer Stil? Immerhin finden sich bei „Grell“ Einflüsse aus verschiedensten Musikgenres wie Rap, Metalcore, Pop und natürlich Rock. Dazu gibt es deutsche Texte mit kraftvollem Gesang und Rap, getragen von energetischen Riffs und Breakdowns. Ihre Songs seien Geschichten, die das Leben so schreibt und auch Schmerz, den viele nachempfinden könnten. „Pures Gefühl mit Köpfchen“, sagen sie.
„Wir wollen Menschen zeigen, dass sie nicht allein sind. Wir wollen ihnen zeigen, dass es andere gibt, die ähnlich denken oder fühlen wie sie.“ Doch das, so betonen sie selbst, sei „nur ein Teil der Gesamterfahrung eines Grell-Konzerts. Was uns ausmacht, ist unsere unverwechselbare Spielfreude und unsere Liebe zur Musik und zueinander. Nicht umsonst ist unser Motto: Nichts als Liebe.“
Natürlich gebe es für sie als Band, bestehend aus „fünf eigenwilligen, kreativen Freigeistern“, auch Herausforderungen. Alle Ideen miteinander in Einklang zu bringen und Kompromissbereitschaft zu wahren, ohne, dass das liebevolle Miteinander in Verzug gerate, sei ein fortlaufender Prozess, der stetig Arbeit, Selbstreflektion und viel Kommunikation benötige. Ihre anstehende „Winterpause“ werden sie daher nutzen, „um zu reflektieren, Kräfte zu sammeln und so nachhaltig wie möglich dafür zu sorgen, dass 2024 noch großartiger wird, als es das Jahr 2023 schon war.“
Auf die Bedürfnisse der anderen achten
Worauf es am Ende ankommt, haben „Grell“ auf jeden Fall verstanden: „Was wirklich wichtig ist, damit eine Band längerfristig bestehen kann, ist Kommunikation und Liebe. Wir sind fünf Menschen, die zu einem großen Teil eigentlich unterschiedlicher nicht sein könnten. Wir funktionieren so gut, weil wir ganz viel miteinander kommunizieren und immer versuchen, achtsam mit den Bedürfnissen der anderen zu sein. Das klappt so gut, weil wir uns alle ganz doll lieb haben. Dann kommt noch ein ordentlicher Schub an Commitment und Durchhaltevermögen dazu und schon haben wir die Zutaten, die für uns wichtig sind, damit eine Band lang und vor allem nachhaltig bestehen kann.“
Für „Grell“ und ihre Mitstreiter:innen steht nun aber erst einmal ein großer Termin an. Denn welcher Act den inzwischen wichtigsten Musikpreis der deutschen Non-Profit-Musikszene beim local heroes-Bundesfinale erhält, wird im Rahmen der Ausstrahlung am 9. Dezember, ab 20 Uhr, bekanntgegeben. Hierzu laden „Grell“ zu ihrer eigenen Veranstaltung ins KDW Neumünster ein. Die finale Entscheidung obliegt, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das in den einzelnen Lokalitäten zur Abstimmung aufgefordert wird und über einen eigenen Publikumspreis entscheidet.
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Titelbild: Line Tsoj
Galerie: Line Tsoj und Matthias Piekacz
Text: Nicole Oppelt, Lina Burghausen, Laura Klar