„Below Zero“ aus Bremen haben mit ihrer besonderen Attitude bei den local heroes-Bundesfinaltagen überzeugt. (Foto: Line Tsoj)

Mit „Below Zero“ hat Bremen in diesem Jahr ein unvergessliches Duo nach Schloss Hundisburg entsandt. Die beiden überzeugten mit einer energiereichen Performance. Damit machten sie den ausgewählten Kreis von insgesamt elf Acts komplett, die ihre Musik auf Bundesebene von Deutschlands größtem Non Profit-Musikpreis präsentieren.

Den ausgiebigen Dreharbeiten, Aufnahmesessions und Workshops bei den Bundesfinaltagen im September folgt in diesem Jahr erstmals eine glanzvolle Preisverleihung am 23. November in der Viehbörse in Magdeburg. Im Rahmen dieser Gala wird nicht nur der „Beste Newcomer-Act Deutschlands 2024“ gekürt, sondern auch bekanntgegeben, wer in einer der anderen sechs local heroes-Kategorien punkten konnte.

„Was für eine krasse Performance! Das war ultra sick! Wir sind Fans! Riffs geil, Attitude geil, Performance geil – weiter so! Bitte schreit mich an!“, entfuhr es local heroes-Juror Pablo Christlein nach der Live-Performance von „Below Zero“. Auch sein Kollege Martin Hommel konnte nicht an sich halten. „Es ist Wahnsinn, wie die beiden zusammenspielen und welch einen Raum sie einnehmen. Das ist der Hammer.“ Und Jurorin Senta-Sofia Delliponti rief hinterher: „Sie sollten auf jeden Fall noch mehr shouten!“

Ohne Frage, Jonathan und Max haben einen bleibenden Eindruck beim local heroes-Bundesfinale 2024 hinterlassen. Die beiden sind ein eingespieltes und überaus ambitioniertes Team. Seit mehreren Jahren machen sie in unterschiedlichen Bands miteinander Musik. 2020 gründeten sie ihr Duo-Projekt. „Zuerst hatten wir nur zusammen Songs geschrieben, bis wir irgendwann gemerkt haben, dass wir einen echt fetten Sound schaffen können, indem ich meine Gitarre mit Effekten modifiziere“, erzählt Max.

„Durch ständiges Experimentieren und auch persönliche, musikalische Weiterentwicklung haben wir mittlerweile einen Sound gefunden, mit dem wir beide sehr glücklich sind.“ Und nicht nur sie! Ihre gemeinsame Zeit als „Below Zero“ hat bereits einige Highlights aufzubieten. Seit drei Jahren in Folge treten sie beim bekannten „Wacken Open Air“ auf. Auch ihre erste Tour, gemeinsam mit „Damona“ sei eine unglaubliche Erfahrung gewesen.

Obendrein veröffentlichten sie im Mai ihre Debüt-EP „Blood in the Water“ – und das komplett in Eigenregie, vom Design über Pressematerial bis hin zur Release-Show. „Songs innerhalb weniger Wochen aufzunehmen, war für uns als Band auf jeden Fall sehr anstrengend, aber auch ein guter Lernprozess“, erinnert sich Max zurück. Er selbst hatte das komplette Design übernommen. Das sei anstrengend gewesen, habe aber auch immens viel Spaß bereitet.

Die Bremer Szene: Überschaubar und dennoch vielfältig

„Below Zero“ sind eine echte Wucht. Doch genaues Hinhören lohnt sich. „In unseren Texten geht es viel um die eigene Verletzlichkeit und die Sicht auf Situationen um sich herum“, erklärt Max. „Mir persönlich fällt es einfacher über Dinge zu schreiben, die mich stören oder beschäftigen als ‚schöne‘ Dinge.“ In ihren Texten gehe es aber auch immer mehr um „Social Commentary“ und den Zustand, in dem sie sich, aber auch die Gesellschaft generell befänden.

Gefallen hat das offenbar auch Timo Hollmann vom POP Office Bremen e.V., der die beiden für local heroes vorschlug. Eine gute Entscheidung, wie die beiden finden: „Das ist eine riesige Ehre für uns, da wir so auch stellvertretend für die Bremer Musikszene stehen und wir diese natürlich in ihrem besten Licht widerspiegeln wollen.“

Die beiden jungen Rockmusiker haben von ihrer Zeit beim local heroes Bundesfinale viel mitgenommen - z.B. solch professionelle Pressefotos. (Foto: Line Tsoj)

Jonathan und Max schätzen diese Szene. Hier herrsche ein enges Miteinander unter den Bands. Man kenne sich in den meisten Fällen. „Die Szene ist sehr vielfältig und besteht aus Bands, welche aus den verschiedensten musikalischen Richtungen kommen und alle auf ihre eigene Art und Weise besonders sind“, schwärmen sie. Trotzdem sei sie eher überschaubar. Schnell habe man einen großen Teil erlebt und kennengelernt.

Allein gelassen werden Newcomer:innen hier nicht. „Unterstützung und Beratung gibt es zum Beispiel vom PopOffice Bremen und dem Musikszene Bremen e.V., aber natürlich auch von anderen Musikern“, klären sie auf. Mehr Förderung für Clubs und Venues, um Konzerte zu veranstalten und vor allem auch, um kleineren Bands eine Chance zu geben, sich zu präsentieren, wäre natürlich wünschenswert – nicht nur in ihrer Heimat. „Subkultur geht nur mit Zuschüssen vom Staat und diese fehlen bzw. sind im Vergleich zu Popular- und Klassikmusik viel zu gering und in keinem Verhältnis zueinander“, sind die beiden überzeugt.

local heroes-Bundesfinale gibt frischen Schub

Umso mehr haben sie ihre Zeit im local heroes-„Universum“ genossen. Gut vorbereitet waren sie zu den Bundesfinaltagen nach Schloss Hundisburg gereist. „Wir haben unseren Song, welchen wir aufgenommen haben, oft geprobt, um einen genauen Plan zu haben, wie wir uns die Live-Session vorstellen. Außerdem haben wir uns viele Gedanken gemacht über unsere Fragen für das Coaching und auch, was wir uns generell vom Wochenende wünschen“, erinnern sie sich zurück.

Ihr Fazit: „Die Zeit war echt superschön für uns. Wir haben richtig viel mitgenommen und vor allem viel Neues, aber auch viel, was wir schon richtig machen, gelernt. Es war toll, sich mit anderen Musiker:innen auszutauschen, vor allem, da sich hier fast keine Musikstile überschnitten hatten und man daher auch viele verschiedenen Perspektiven gesehen hat.“ Das Rahmenprogramm mit Coachings, Interview und vielem mehr habe ihnen viel Spaß gemacht und einen super Einblick gegeben, was alles möglich sei.

Drummer Jonathan kombiniert wildes Schlagzeugspiel mit kraftvollem Gesang. (Foto: Line Tsoj)

Gerade Coaching-Angebote wie diese sollte es noch viel mehr geben, sind sie überzeugt. „Hauptsächlich erhoffen wir uns bundesweite Aufmerksamkeit und Kontakte, welche uns vielleicht von hier kennen beziehungsweise auf uns aufmerksam geworden sind“, umreißen sie ihre mit local heroes verbundenen Hoffnungen. „Wir hoffen aber auch, persönlich als auch musikalisch an diesem Wochenende zu wachsen und so viel Input wie möglich umzusetzen.“

„Below Zero“ sind bestens motiviert. Noch in diesem Jahr möchten sie noch zwei Singles veröffentlichen und natürlich in der Frequenz, wie sie sie jetzt schon haben, weiterhin live spielen, „wenn nicht sogar noch mehr“. Mittlerweile sind die beiden bereits sehr viel in Norddeutschland unterwegs und wollen dies im kommenden Jahr auf ganz Deutschland erweitern „und natürlich so viel spielen und Bands supporten wie nur möglich!“.

Was es braucht, um als Musikprojekt längerfristig zu bestehen, davon haben die beiden jedenfalls schon eine sehr gute Vorstellung. „Ein gut überdachtes, einzigartiges Konzept, sowohl auf der Bühne als auch musikalisch“, erklären sie unisono. Doch es gibt nicht nur künstlerische Aspekte. „Man muss unkompliziert sein und sich an alle Situationen anpassen können und auch bereit sein, kürzere Sets zu spielen oder längere Distanzen zu fahren, denn am Ende wächst man an jedem einzelnen Auftritt.“

Rückmeldungen bekommen, an den Erfahrungen wachsen – dafür steht auch local heroes. Für die Sängerin, Musicaldarstellerin, Schauspielerin und Jurorin Senta-Sofia Delliponti war das local heroes-Bundesfinale 2024 „wunderschön und bewusstseinserweiternd“. Gemeinsam mit ihren Kolleg:innen habe sie „tolle Talente gesehen“. Als Jury vor Ort versuchten sie immer, supportive zu agieren, wirklich zu unterstützen und konstruktive Kritik zu geben, die die Artists weiterbringe. Mit diesem Prinzip blicken sie auch auf die große Preisverleihung der local heroes am 23. November.

Gitarrist Max lässt durch mehrere Soundkanäle eine Wand aus Gitarren und Bass entstehen. (Foto: Line Tsoj)

„In der Entscheidungsfindung betrachten wir die Acts individuell. Man kann und sollte sie gar nicht miteinander vergleichen.“ Musiker, Musikphysiologe und Songwriter Pablo Christlein stimmt ihrem Gesamteindruck zu: „Was für ein Glück hatten wir mit den Bands! Was für ein Glück haben wir immer mit der Crew. Es ist eine absolute Ehre und eine Riesenfreude hier zu sein.“ Das Bundesfinale sei einfach besonders. „Es ist eine irre Location. Es gibt unfassbar krasse ehrenamtliche Helfer. Man wird hier umsorgt und darf Musik anhören und machen.“

Musikjournalist Martin Hommel, der erstmals mit von der Partie war, scheint nun ebenfalls vom „local heroes-Virus“ infiziert. Die Zeit auf dem Schloss sei für ihn außergewöhnlich gewesen: „Obwohl wir uns natürlich im weitesten Sinne im Musikbusiness bewegen, fühlt sich das gar nicht an wie das eigentliche Musikbusiness, wie man es kennt.“ Alle seien viel freundlicher und offener. Er habe es als überaus positiv und inspirierend empfunden, dass es auch so sein könne. Und: „Dass man den jungen Künstler:innen im weitesten Sinne mitgeben kann, dass es so auch funktionieren kann.“

Manche Acts haben den gewissen Drive

Gut ergangen ist es offenbar auch den beiden Coaches. „Es waren sehr unterschiedliche Stadien dabei, in denen die Finalist:innen sich befinden“, so der Eindruck von Coach Felix Mannherz. Der Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger freute sich über die abwechslungsreiche Aufgabe. Manche der Acts berieten er und sein Kollege, der Sänger und Songwriter David Pfeffer, mit der Perspektive, auch beruflich Musik zu machen, andere mit dem Anspruch, das nur aus einer Leidenschaft heraus zu tun.

Er betont: „Die Strategie ist nicht für jede Band dieselbe.“ Die Problematiken, die sie den Musiker:innen aufzeigen, seien diesen oft schon bewusst, ergänzt David Pfeffer. „Häufig merken wir schon im Bundesfinale, welche Acts einen anderen Drive mitbringen.“ Genau diese seien es, die einige Jahre später auf einem höheren, professionellen Niveau zu sehen sein würden.

Die beiden Bremer wollen nun beim Publikumsvoting mit ihrem Sound überzeugen. (Foto: Line Tsoj)

Bereits am 23. November kommt es zum Wiedersehen zwischen Artists, Coaches, Jury und local heroes-Team bei der großen Preisverleihungsgala in der Viehbörse in Magdeburg. „Die Sieger:innen werden im Anschluss an die Preisverleihung medienwirksam verkündet“, erläutert local heroes-Geschäftsführerin Julia Sasse. „Sie erwarten Preise in Höhe von rund 10.000 Euro.“ Die Entscheidung obliegt, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das parallel zur Online-Abstimmung aufgefordert werde und über einen eigenen Publikumspreis entscheide. Dieser ist dotiert mit einem Gutschein über 500 Euro, gestiftet vom Musikhaus Thomann.

Deine Stimme zählt: Vote jetzt hier bei der Publikumsabstimmung zum local heroes Bundesfinale 2024 für deinen Favoriten!

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Text: Nicole Oppelt, Lina Burghausen
Fotos: Line Tsoj