„Merely Minds“ gingen 2021 als Bundesfinalisten für Berlin ins Rennen um Deutschlands größten Non Profit-Newcomer-Musikpreis. Die Umsetzung des local heroes Bundesfinales 2021 knüpfte an die erfolgreiche Premiere im vergangenen Jahr an. Statt des gewohnten Live-Events in Kulturhaus Salzwedel (Sachsen-Anhalt), wurde mit den Bundesfinalist*innen Mitte September eine hochwertige audiovisuelle Sendung produziert. Die local heroes-Bundesfinalshow wurde am 13. Dezember unter anderem in zehn Kinos in den Heimatstädten der Finalist*innen ausgestrahlt – ein Novum in der 30-jährigen Geschichte von local heroes.
Wer 2020 dachte, dass alles anders wird, der wurde 2021 eines Besseren belehrt. Dieser Satz mag für viele Lebens- und Gesellschaftsbereiche gelten. Für die Kultur steht er jedoch insbesondere. Auch Deutschlands größter Non Profit-Newcomer-Musikpreis local heroes hat sich in den gut 20 Monaten Pandemie neu erfinden müssen. Mit Erfolg. Erstmals wurde das Bundesfinale 2020 als Musiksendung umgesetzt. 2021 legte das Team um Projektleiterin Julia Wartmann noch einmal eine Schippe drauf – es brachte die insgesamt zehn Landessieger*innen nicht nur in eine eigene Musiksendung, sondern obendrein deutschlandweit in die Kinos.
Ihr Motto: „Sei wer du bist!“
Für Dan Perry, Lucas Worisch, Emidio Mazzili, Gaylor Ricciardi und Marlon Silveira, die mit ihrer Band „Merely Minds“ zum Reigen der zehn local heroes-Finalist*innen gehörten, war das sicherlich Neuland – und damit auch eine schöne Herausforderung in ihrer noch jungen Bandgeschichte. Die fünf Nachwuchsmusiker aus Berlin haben sich erst vor Kurzem über verschiedene Wege gefunden. Doch das seit 2019 bestehende Ergebnis aus langjährigen, freundschaftlichen Banden und aktiver Suche nach Gleichgesinnten via Social Media kann sich hören lassen.
„Merely Minds ist eine Berliner Band mit dem Motto: Sei wer du bist!“
„Unsere Band lädt alle Zuhörer:innen zum Lachen, Weinen, Tanzen und Mitsingen ein. Wenn wir spielen, ist es unmöglich, still zu stehen. Mit wilder Mode und temperamentvollen Performances wollen wir jeden inspirieren, stolz auf sich selbst zu sein.“
Musikalisch gelingt ihnen das mit wohl durchdachten Pop-Rock-Songs, die sie mit unterschiedlichsten Einflüssen und Beats von Ballade bis Uptempo „verfeinern“. „Unsere Musik soll daran erinnern, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, mit allen Eigenarten“, beschreibt das Quintett dann auch sein hehres Ansinnen, das es nun im Rahmen des local heroes Bundesfinales unter Beweis stellen konnte.
Doch wie sind sie bis dahin gekommen? Im vergangenen Sommer wurden „Merely Minds“ direkt als Wildcard-Gewinner fürs Bundesfinale 2021 nominiert, wo sie ihr Heimatbundesland Berlin vertreten durften. Und die Freude war seither riesengroß. „Local heroes ist für uns eine großartige Gelegenheit, Sichtbarkeit zu gewinnen und Chancen zu nutzen. Seit wir in den Qualifikationen im Jahr 2020 gespielt haben, sind nur großartige Dinge passiert“, fasst die Band die zurückliegende Zeit zusammen.
Spannende Drehtage
Und dann kam local heroes… Vier Tage lang war im vergangenen September mit „Merely Minds“ und den neun weiteren Bands bzw. Solist*innen unter strengen Corona-Auflagen für die Bundesfinalshow gedreht worden. Neben einer Live-Performance gehörte auch ein Interview mit TV-Queen Tine Wittler, der diesjährigen Moderatorin des Bundesfinales, dazu. Außerdem erhielten die Teilnehmenden ein TV- und Individual-Coaching. Die letzte Klappe fiel schließlich am 13. September im Club Hanseat in Salzwedel.
Das Publikum entschied mit
Wer schließlich den inzwischen wichtigsten Musikpreis der deutschen Non-Profit-Musikszene beim local heroes-Bundesfinale erhält, entschied, neben einer Fachjury, auch das Publikum. Die Musikfans hatten in den teilnehmenden Kinos, in denen das Bundesfinale ausgestrahlt wurde, die Möglichkeit zur Abstimmung. Die Sieger*innen wurden im Anschluss an die Kino-Ausstrahlung verkündet. Sie erwarteten Preise in Höhe von ca. 10.000 Euro.
Auszeichnungen und Preise standen und stehen für „Merely Minds“ aber nicht im Vordergrund. „Local heroes verfügt über exzellente Profis, die uns eine erstklassige Professionalität bieten, da die aufgezeichneten Konzerte in unser Portfolio aufgenommen und weltweit gezeigt werden können“, erklären sie ihre Teilnahme. Und diese haben sie deshalb gewissenhaft vorbereitet. „Die Entscheidung war nicht einfach, nur einen Song zu wählen. Nach mehreren Proben haben wir uns für den entschieden, der uns am besten wieder spiegeln konnte. Auch das Publikum spielte bei der Wahl eine Rolle.“
Bundesfinalshow konserviert
Für alle, die nicht live in einem der ausgewählten Kinos dabei sein konnten, gibt es übrigens ein kleines Trostpflaster. Die Show soll zu einem späteren Zeitpunkt auf YouTube und auf mehreren Offenen Kanälen im deutschen Fernsehen anzusehen sein. Wann genau, das wird noch bekanntgegeben.
Und wie geht es mit „Merely Minds“ weiter? „Der nächste Schritt besteht darin, alle Demos, die wir aufgenommen haben, in ein Album zu packen“, verraten sie ihre nächsten Pläne. In Anbetracht der vergangenen Monate ein schönes Ziel. Denn die Pandemie habe jeden von ihnen beeinflusst, erzählen sie. „Innerhalb der Band war es schwierig, neues Material zu produzieren und zu entwickeln, einfach weil wir uns nicht persönlich treffen konnten. Die Motivation wurde durch fehlende Konzerte geringer“, erinnern sie sich zurück. Einen gemeinsamen „Anker“ gab es jedoch: „Musik ist unsere Leidenschaft. Wir haben jede Gelegenheit genutzt, um die nächste Stufe zu erreichen.“
Schöne Momente motivieren zum Weitermachen
Immerhin: Auch das vergangene Jahr habe ihnen bereits einige tolle Überraschungen beschert. Trotz der auferlegten Einschränkungen konnte die Band an einer „neuen normalen“ Version von Festivals teilnehmen, Wettbewerbe wie CSD Stuttgart 2020 und Spätival 2020 gewinnen und natürlich am local heroes Bundesfinale 2021 teilnehmen. „Das alles waren besondere Momente, die uns auch motivieren, weiterzumachen.“
„Es geht nicht nur um Glück…“
Gleichzeitig sind sie sich aber wohl bewusst, wie „hart“ die Musikindustrie sein kann. „Konzerte zu bekommen ist schwer. Eine Band zu gründen und rauszugehen, um sich auszudrücken, erfordert viel Ausdauer“, geben sie allen Mitstreiter:innen mit auf den Weg. „Es geht nicht nur um Glück oder einfach nur um Talent; Neueinsteiger müssen die Gelegenheiten nutzen und hart arbeiten, um dies zu erreichen.“ Diese jungen Leute aus Berlin sind hier definitiv am Ball.
---
Text: Nicole Oppelt
Bilder: Julia Schwendner