Mit kraftvollem Classicrock stürmten die fünf Kieler die Bühnen des local heroes Bundesfinales. (Foto: Line Tsoj)

Diese Musiker haben einfach Bock! Mit „Afterimage“ hat Schleswig-Holstein in diesem Jahr eine echte Powertruppe nach Schloss Hundisburg entsandt. Das Quintett überzeugte mit einer unverwechselbaren Performance. Damit machten sie den ausgewählten Kreis von insgesamt elf Acts komplett, die ihre Musik auf Bundesebene von Deutschlands größtem Non Profit-Musikpreis präsentieren. Den ausgiebigen Dreharbeiten, Aufnahmesessions, Konzerten und Coachings bei den Bundesfinaltagen im September folgt in diesem Jahr erstmals eine glanzvolle Preisverleihung am 23. November in der Viehbörse in Magdeburg. Im Rahmen dieser Gala wird nicht nur der „Beste Newcomer-Act Deutschlands 2024“ gekürt, sondern auch bekanntgegeben, wer in einer der anderen sechs local heroes-Kategorien punkten konnte.

Diese Präsentation blieb hängen: „Afterimage haben eine ganz tolle Energie. Man sieht einfach, dass sie zusammen einfach Bock haben“, so der erste Eindruck von Jurorin Senta-Sofia Delliponti nach dem Live-Auftritt von „Afterimage“ in der Scheune von Schloss Hundisburg. Vor allem Asmus Lehnhoff, der für den verhinderten Schlagzeuger Ties Warncke eingesprungen war, blieb der Musikerin nachhaltig im Gedächtnis. „Ich finde, das ist einer der besten Instrumentalisten“, sagt sie voller Überzeugung.

Begeistert zeigte sich die Jurorin nicht nur von ihrer Musik. „Die Anmoderation war toll. Ich mag diesen nordischen Schnack. Ich finde sie sehr sympathisch.“ Ihre Jury-Kollegen Pablo Christlein und Martin Hommel hatten ebenfalls sichtlich Spaß an der fünfköpfigen Hardrock-Band, die an die großen Rockstars der 70er und 80er Jahre erinnern möchte. „Man hat gesehen, wie die Leute abgehen. Ihre Energie überträgt sich ins Publikum und alle sind sofort am Start. Sie sind eine richtige Partyband, die eine richtig gute Zeit machen können“, so Martin Hommel.

Party on! Das ist definitiv das Motto von „Afterimage“ – nicht nur auf der Bühne. Erste Verbindungen entstanden zwischen einzelnen Bandmitgliedern noch zu Schulzeiten im Orchester. Die Konstellation ihrer daraus entstandenen Band wechselte. Seit 2021 ist für sie die Truppe jedoch perfekt. Mit Matthias als Sänger und Mathis am Piano wurde die Sache rund. „Wir waren alle total euphorisch, hatten super viele Ideen und waren uns schnell einig, dass das Ziel ist, auf großen Bühnen einzigartige Live-Shows zu spielen. Und das hat sich bis heute nicht geändert“, erinnern sie sich zurück. „Afterimage“ brennen für ihre Musik. Kein Wunder, dass sie nach all diesen Jahren noch immer jedes ihrer Erlebnisse als „Highlight“ bezeichnen. „Dass wir so viel Zeit zusammen verbringen und mit unserer Musik Leute erreichen können, macht einfach super viel Spaß. Jedes Konzerterlebnis ist einzigartig und man weiß vorher nie, wie es wird. Wir genießen die ganze Reise mit Afterimage in vollen Zügen und sind gespannt, wo es uns noch hinführt.“

„Afterimage“ genießen ihre Zeit in vollen Zügen

Was also steckt hinter „Afterimage“? Die Band selbst beschreibt das so: „Unseren Stil nennen wir selbst Kick-Ass Rock'n'Roll. Wir sind alle begeistert von den großen Rockbands der 70er und 80er, wollten diesen Stil aber nicht einfach kopieren, sondern dem Ganzen unseren eigenen Spin geben.“ Sie seien eine Liveband, da liege ihre Stärke. „Auf der Bühne geben wir immer 110%, weil man unsere Amps bis 11 aufdrehen kann.“ Bleibt bei so viel Power überhaupt Zeit, genau hinzuhören? Florens, Matthias, Ties, Mats und Mathis finden, dass es sich auf jeden Fall lohnt. „Mit unseren Texten decken wir sehr verschiedene Bereiche ab. Manche sind echt simpel, da gehts um die Künster:innenszene in unserer Heimat, die Leute, die Locations und natürlich Bier. Aber viele Texte beschäftigen sich auch mit dem Umgang mit sich selbst, Zweifeln und Unsicherheiten gepaart mit einer Prise Gesellschaftskritik.“

Afterimage sind offensichtlich vom Spirit der 70er und 80er Rockbands beeinflußt. (Foto: Line Tsoj)

Dass sie bei local heroes gelandet sind, ist ein echtes Glück. Als Nachrücker hätten sie sich zufällig im, vom Landesmusikrat Schleswig-Holstein e.V. veranstalteten, Landesfinale von Schleswig-Holstein, wiedergefunden. Es dann auch noch mit rasender Geschwindigkeit bis ins Bundesfinale zu schaffen, habe sie ziemlich überrascht. Dem Spaß tat das natürlich keinen Abbruch. Lange Proben und viel gute Laune helfen bekanntlich.

„Wir wollen unsere Musik und unsere Show nach draußen bringen und möglichst viele Leute begeistern, dafür ist local heroes natürlich prädestiniert. Wir sind total begeistert, dabei zu sein!“

Viele befreundete Bands, erzählen sie, hätten schon am Musikpreis teilgenommen, darunter auch die letztjährigen Bundesfinalisten „Grell“. Genossen hätten sie vor allem die Coachings, die sie vor local heroes so noch nicht erlebt hätten. „Wir sind von allen Erlebnissen unfassbar begeistert“, sagt Asmus. „Es war eine Ansammlung von super herzlichen Menschen, die unglaublich professionell dieses Hammer-Programm mit einer Lässigkeit umgesetzt haben, die ihresgleichen sucht. Dieses bereichernde Wochenende wird immer einen ganz besonderen Platz in der Geschichte von Afterimage einnehmen. Jetzt sind wir super gespannt auf die Performance, Interviews und Bilder!“

Übrigens, der Gedanke, im Rahmen des Bundesfinales ein bestimmtes Bundesland zu vertreten, ist ihnen nicht so nahe, wie manch anderen Teilnehmenden. „Grundsätzlich ist es uns nicht so wichtig, dass wir für ein spezielles Bundesland antreten“, betonen sie. „Nichtsdestotrotz ist Schleswig-Holstein unser Zuhause und dort fühlen wir uns wohl. Aber Musik kennt keine Grenzen und Bundesländer.“ Für sie stand daher die gemeinsame Zeit im Vordergrund, die sie mit den anderen Künstler:innen aus dem ganzen Land verbringen konnten.

Die fünf Rockmusiker hatten beim Bundesfinale auf Schloss Hundisburg eine großartige Zeit. (Foto: Line Tsoj)


„Es gibt sowohl in Kiel als auch in Rendsburg viele tolle Musiker:innen, man muss allerdings erst einmal in die Szene reinkommen, um die Leute zu finden. Auch als eher unbekannte Band an Gigs zu kommen, ist gar nicht so einfach.“ Große Unterstützung bekämen sie bei ihrem Projekt von der Musikschule in Rendsburg, wo sie seit den Anfangstagen proben und ihr Equipment lagern dürften. Support gibt es aber auch von Freunden. „Es hat sich ein richtig geiles Umfeld von Leuten gefunden, die uns bei ganz vielen Dingen helfen, zum Beispiel für uns Musikvideos drehen, uns schminken, uns sagen, was wir anziehen sollen, Bilder machen oder sogar als Ersatz einspringen, wie Asmus, der hier bei local heroes unseren eigentlichen Drummer Ties vertritt. Afterimage ist viel mehr als nur wir fünf!“

Diese Band, das wird schnell deutlich, ist bereits „wohlgebettet“. Die Schwierigkeiten, die junge Acts in dieser Branche erleben, sind ihnen jedoch völlig klar. „In größeren Städten ist es aktuell sehr schwierig, bezahlbare Proberäume zu finden, da wäre eine öffentliche Förderung sicherlich hilfreich“, sind sie überzeugt. „Außerdem hören wir von vielen anderen Bands, vor allem aus dem Bereich Hamburg, dass Pay-to-Play Gigs immer mehr zur Regel werden.“ Ihr Appell: „Da könnte man bestimmt mit mehr Kulturförderung, wie es sie während der Corona Zeit gab, gegensteuern.“ Auch fehle Teils der Mut der Veranstalter:innen, junge Künstler:innen anstelle von Top40 Coverbands einzuladen. „Aber es gibt auch viele tolle Gegenbeispiele, wie den Bootshafensommer in Kiel oder die Kieler Woche.“

Vom Förderprogramm des Bundesfinales konnten die jungen Musiker ganz viel Erfahrung mitnehmen. (Foto: Line Tsoj)


Und was nehmen sie von ihrer Zeit bei local heroes mit? „Es ist eine sehr gute Gelegenheit um andere Musiker:innen kennenzulernen, die an einer ähnlichen Stelle ihres Weges sind wie wir, und deren Geschichten und Erfahrungen zu hören“, sagt Matthias. „Natürlich wollen wir auch Reichweite schaffen. Gerade unser Genre hat ein kleines Problem mit dem Thema Angebot und Nachfrage. Es gibt super viele Hardrock- und Metal-Bands, aber gar nicht so viele Leute, die die Mukke hören. Entsprechend müssen wir uns irgendwie abheben und vor allem zeigen, dass man gar kein Rocker sein, oder Rock hören muss, um Afterimage gut zu finden!“ Sie als Band hätten schon häufiger mit Menschen gesprochen, die zufällig auf ihren Konzerten waren und eigentlich keinen Rock hören würden, aber ihre Konzerte „trotzdem geil fanden, weil wir auf der Bühne so viel miteinander interagieren und eine gewisse Begeisterung ausstrahlen, die offenbar ansteckend ist!“

Mit gehörig Schwung aus dem Bundesfinale geht es für sie nun wieder an die Arbeit. Songs schreiben steht auf dem Stundenplan. Darüber hinaus sind sie sich einig: „Für uns steht der Spaß im Vordergrund. Solange alle Freude an der Band und Mukke haben, wird es Afterimage geben. Deshalb genießen wir die gemeinsamen Erlebnisse, wie beispielsweise local heroes, in vollen Zügen und lassen alles einfach auf uns zukommen.“ Natürlich wünschen auch sie sich wieder mehr Interesse an Livemusik und den Willen auch kleinere Künstler:innen mehr zu fördern.

Bereits am 23. November kommt es zum Wiedersehen zwischen Artists, Coaches, Jury und local heroes-Team bei der großen Preisverleihungsgala in der Viehbörse in Magdeburg. „Die Sieger:innen werden im Anschluss an die Preisverleihung medienwirksam verkündet“, erläutert local heroes-Geschäftsführerin Julia Sasse. „Sie erwarten Preise in Höhe von rund 10.000 Euro.“ Die Entscheidung obliegt, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das parallel zur Online-Abstimmung aufgefordert werde und über einen eigenen Publikumspreis entscheide. Der Preis ist dotiert mit einem Gutschein über 500 Euro, gestiftet vom Musikhaus Thomann.

Hier kannst du deine Stimme beim Publikumsvoting abgeben.

_____

Text: Nicole Oppelt, Lina Burghausen
Fotos: Line Tsoj